Eine neue Zeit bricht an!
Die rhythmischen Schläge des Schlagzeugs unterbrechen meinen sonst eher unerschütterlichen Schlaf und ich weiß genau wo ich bin: In Wellington. Nicht für eine Woche, nein. Diesmal für lange lange Zeit…
Kommt es mir so vor als hätte ich bis jetzt eine ‚lange‘ Zeit hier in Neuseeland verlebt, so wird mir bei dem Gedanken, die nächsten neuneinhalb Monate an einem einzigen Ort zu verbringen doch ein wenig mulmig.
Wie fühle ich mich denn? Gute Frage, welche eine aussagekräftige Antwort nach sich ziehen soll:
Mein T-Shirt ist wieder über und über voll von Katzenhaaren, sie sind einfach zu kuschelig. Mein Kopf ist mit Gedanken an all‘ das Gute gefüllt, was ich in den letzten Tagen erlebt habe. Vom herzlichen Abschied mit meinen Mitbewohnern in Hastings, der Autofahrt durch die herrliche, beinahe unwirklich erscheinende Landschaft bis hin zum enthusiastischen Empfang hier in der Familie. Mein Magen verdaut Fish’n’Chips (Gibt es hier jeden Freitag. 🙂 ) und das Stück Schokokuchen. Es ist spät, gerade habe ich noch mit dem Gastvater bei einem Tee etwas Comedy im Fernsehen geschaut. Schwierig, zwischen Akzent- und Kulturverschiebung noch den Humor zu erkennen, aber dennoch hat es sich zusammen angenehm lachen können.
Mir ist nicht kalt, nur Hände und Füße frieren immer etwas. Das wird sich aber mit der elektrischen Heizdecke wieder relativieren. Ist das nicht der Traum für kalte Nächte? 😀 Ein Schalter umgelegt und die Matratzenoberfläche ist warm wenn man sich in die Decken kuschelt… Den Luxus habe ich in der einen Woche in Hastings vermisst. 😀
Ja, ein weiteres abgeschlossenes Kapitel fühlt sich gut an, zumal ich so ziemlich Zeuge der gesamten Ernteperiode war, denn ich habe jede Apfelsorte mitbekommen. Besonders wenn die Jahreszeit mit hineinspielt, kommt es einem dann vollendet an. Es ist nämlich mittlerweile Herbst geworden. Den heißen Sommer habe ich größtenteils auf der Plantage verbracht, aber die letzten Tage waren schon von gelben, fallenden Blättern und goldenen Sonnenstrahlen geprägt. So sehen die letzten Seiten im Kapitel ‚Arbeitsleben in Hastings‘ jetzt beinahe romantisch aus…
Ich habe jeden Arbeitstag einen Müsliriegel zum Frühstück gehabt und die Verpackung stets in die Mittelkonsole gesteckt. Die Ernte hat nicht enttäuscht. 😀
Alles in Allem fühle ich mich sicher in dem was ich tue, denn meine Art ein Leben zu führen kam in der WG allem Anschein nach sehr gut an. Es spricht nichts gegen eine tolle Zeit hier in meinem neuen Zuhause.
Was sich auch geändert hat, sind die Lebensumstände. War ich vorher reiner Selbstversorger, so nutze ich jetzt das Shampoo und Duschgel mit, kaufe Milch auf Rechnung der Familie (habe hier bisher übrigens nie Milch für mich gekauft) und habe ohne große Gewissensbisse beim Gedanken an die nächste Stromrechnung eine längere Dusche. Ah, was Wasser angeht gibt es einen genialen Fakt: Es ist KOMPLETT KOSTENLOS!!! Nur das aufheizen kostet je nach Methode (Strom oder Gas) mehr oder weniger und sogar das Abwasser ist gebührenfrei. 😀
Beim Abholen meines Jungen von der Schule die nur 5 Minuten vom Haus entfernt ist wurde mir wieder klar, in was für einer schnieken Gegend wir uns befinden. Große Eingänge, extravagante Bauten, hohe Zäune und feine Autos zieren diesen Vorort der Hauptstadt. Ich freue mich, so nah an der kleinen Großstadt zu sein. Denn das beschreibt Wellington am besten. Man fühlt sich nicht verloren, man kann aber immer wieder neue feine Ecken entdecken. 🙂
Courtenay Place ist eine der aktivsten und bekanntesten Straßen Wellingtons.
Was eine der größten Herausforderungen wird, ist die Kinder vom allgegenwärtigen Bildschirm wegzubekommen. Denn für die Schule haben die älteren beiden einen eigenen Laptop; iPods und Smartphones sind immer da und die fesseln bekanntlich die Aufmerksamkeit sehr zuverlässig.
Also wenn gewiefte Eltern, Geschwister, Au Pairs oder ErzieherInnen gute Methoden wissen, immer raus damit: Ich werde alle Tricks brauchen. 😉
Ich werde in nächster Zeit hoffentlich mehr Zeit zum Bloggen nutzen, denn jetzt beginnt ja der eigentliche, der interessante Teil. Und es passiert so viel mehr, als wenn man nur arbeitet und dann den halben Tag nicht wirklich was zustande bringt. Jetzt steht mehr Aufregung, mehr Abwechslung und mehr Aufatmen auf dem Plan! Davon sollt ihr natürlich nichts verpassen… 😉