Die Sache mit dem Au Pair
Ich bin ein Au Pair.
Aber wie das bei jedem Au Pair so kommt, ist die Zeit als solches irgendwann vorbei. Das ändert aber nichts daran, dass man als Au Pair gelebt hat. Egal, ob die Zeit nun kürzer oder länger war.
Mein Blog hat den Titel „Die Sache mit dem Au Pair und meinem Leben…“. Das bleibt auch so, denn nun geht einfach die Sache mit meinem Leben weiter.
Meine Zeit als Au Pair ist kürzer gewesen als geplant. Oft werde ich gefragt, was da nun passiert ist. Denn anfangs war ich ja begeistert von der Familie und dem Leben dort. War ich auch, ganz sicher; bevor in den letzten Wochen dort gewisse Tatsachen zur Sprache kamen…
Was mir am Anfang nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass man als Au Pair eine ganz gewisse Rolle einzunehmen hat.
Ein Au Pair kommt in die Familie, um als Familienmitglied beim Leben mit den Kindern zu unterstützen.
Ein Familienmitglied ordnet sich naturgemäß dem Reglement der Eltern unter. Das fällt je nach dem, wie weit diese Lebensweisen und Wertvorstellungen von den eigenen abweichen, leichter oder schwerer.
In meinem Fall überschnitt sich die Art zu leben auf keiner Ebene mit dem, was ich persönlich vertreten würde. Da ich mich nicht dem Lebensstil unterordnen konnte, wurde das Verhältnis nie so richtig warm.
Aber solange ich dachte, dass die Gastmutter mit meinen Werken und Bemühungen zufrieden ist war auch ich glücklich. Das Hauptproblem, wie sich später herausstellte, war mangelnde Kommunikation. Anfangs sagte die Gastmutter, dass wenn es keine Verbesserungsgespräche gäbe, alles in Ordnung sei.
Aber ich habe wohl die Andeutungen und Vorschläge nicht präzise genug umgesetzt, nachdem ich von mir aus das Gespräch gesucht hatte. Deswegen hat sie mich als kritikimmun verstanden. Auch mein guter Wille wurde angezweifelt, weswegen ich mich entschied, schnellstmöglich das Weite zu suchen.
Nichtsdestotrotz habe ich ein vollwertiges Leben als Au Pair hinter mir. Ich kenne nun den ewigen Kreislauf des Wäschewaschens, kann hervorragende Kekse backen, abwaschen/ aufräumen/ putzen, Hackfleisch zur Perfektion braten und ich weiß SO viel mehr vom Leben als Familie.
Ich habe gelernt, wie wichtig die Eltern für die Kinder sind. Denn Kinder sind nichts anderes als die Produkte der Eltern. Und das betrifft nicht nur das Erbgut, nein. Jede Facette der Elternteile und des Verhältnisses zueinander und zur Umwelt prägt die Kinder, das Haus und das Familienleben.
Ich habe es nicht ausgehalten, sobald ich wusste dass mein Wirken vergebens ist.
Und wie glücklich und erleichtert ich war, als ich zum letzten Mal von dem Haus wegfuhr! Oh, solche Gefühlswallungen hat man nicht einfach mal so…
Aber außer der bitteren Lektionen hat sich meinen eigener Blick auf familiäres Leben entwickelt. Es gab natürlich auch viele viele schöne Momente in der Zeit und man lernt aus jeder einzelnen Situation… Ich sehe mich in ein paar Jahren als Familienvater. (Diese Angabe ist ohne Gewähr! 😉 )
Ich habe gelernt, was es bedeutet mit einer fremden Familie zu leben und für sie als Au Pair zu arbeiten. Das war ja mein Ziel. Und das habe ich allemal erreicht.
Auch wenn dunkle Schatten über diesen 4 Monaten schweben, ist es eine nicht zu unterschätzende Erfahrung gewesen, die nie in Vergessenheit geraten sollte.
Nicht zuletzt habe ich dort wunderbare Menschen kennengelernt…
Ein paar hart erlernte Tipps für angehende Au Pairs:
- Schaut euch ganz genau an, wie die Eltern sich verhalten. Ist es nur einer der etwas zu sagen hat oder dürfen beide mitreden? Wie reden sie über den Partner?
- Worauf wird in der Familie geachtet; gibt es Dinge auf die keinen Wert gelegt wird? (was genau wird als Familienwerte genannt und was nicht; gibt es Dekoration im Haus, oder sind Medaillen und Zertifikate der einzige Schmuck des Hauses; etc.)
- Kinder sind immer etwas schwierig. Aber wenn schon im Voraus auf Wählerischkeit und Unartigkeit gesprochen wird, sollte man sehr hellhörig sein.
- Zapfe jede erdenkliche Quelle für Erfahrungsberichte über die Familie an, bevor du dich bindest. Wäge sorgfältig ab, was du hörst…