Retrospektive Teil 1

Sobald wir aus Dänemark zurück waren, ihr erinnert euch oder schaut nach dem wohltuenden Beitrag, wurde es Zeit für die Bühne.

Es sollte erstmal das letzte Stück gewesen sein, da ich mich auf die Ausbildung konzentrieren wollte. Denn die Bühne fordert das ihre und ich hatte andere Prioritäten. Aber niemand kann sagen ich hätte es nicht genossen! In der Tat habe ich ein paar Komfortzonen dafür verlassen.

Gewisse persönliche Pflegeaspekte habe ich zugunsten des verlorenen, wiedergekehrten und immer noch geliebten Sohnes aufgegeben. Aus einem Wal geschnitten, voll von Weisheit und grausigem Weltbild, unerschrocken und verrückt, kam er püntklich zum Ende der Welt nach Hause. Ein lustiges, kraftvolles und schräges Stück war das. Und nicht zuletzt dem tollen Ensemble geschuldet. Und fürchtet euch nicht: Ich möchte wieder hingehen. Die schwarzen Bretter beehren und einmal wieder in eine andere Haut schlüpfen.

Kurz bevor das Jahr zum Ende kam, gab es noch zwei Highlights: Den Herbst in all seiner Pracht. Warum ich diese Jahreszeit erwähne? Weil ich da an ein-zwei Tagen Bilder gemacht habe. Aber ich behaupte, etwas vom Kern der Stimmung eingefangen zu haben.

Das andere Highlight war die Entdeckung einer neuen Plattform. In einem Netzwerk das schon lange über das rein bildliche Format hinaus ist, habe ich meine besten Bilder nebst stimmungsgefüllten Beschreibungen und kitschigen Hashtags zu posten angefangen. Und das macht Spaß, schaut rein.

Ein Jahr daheim

Kein sehr ungewöhnlicher Tag heute.

Wir hatten unseren vollen Schultag der Woche, dann habe ich mich etwas mit meinem Onlinenebenjob befasst, Teile zur Autoreparatur beschafft, habe mir die Skripte für die kommenden Theaterstücke angelesen, mit Mama und Papa eine herrliche Guacamole gezaubert, viel Musik gehört, mich auf die Arbeit und meine Kollegen vorgefreut und dennoch. Dennoch ist dieser Tag ein besonderer.

Heute vor exakt einem Jahr kam ich an. In Deutschland zurück. Nach 17 Monaten. Lange, wohl verlebte Monate.
Im ganzen Alltagstrott kommt man nun kaum dazu, Rückschau zu halten.

In diesem vergangenen Jahr bin ich zu Großen Teilen ‚angekommen‘. Habe nicht nur einen tollen neuen Job in Form der Ausbildung, sondern ein Unternehmen gefunden zu dem ich gehören darf.
Habe manche Hobbys weitergeführt, habe viele Aspekte des Lebens neu kennen und schätzen gelernt, habe sogar weiter (im kleinen Stil) gereist und das weiter mit euch geteilt.

Natürlich nicht genauso hochfrequent wie damals, als es wirklich jeden Tag neue Dinge zu erleben galt. Heute sind wie der Alltag auch meine Pläne etwas langfristiger geworden. Anders war es auch nicht zu erwarten.

Ich möchte auf ein Bild heraus, welches meinen Gedanken gut illustriert:

Mitte Dezember 2014 stand ich erstmals an dieser Stelle.

Damals ging ich den Mount Victoria in Wellington hinauf und wunderte mich immer wieder über die grandiose Aussicht, die man bekam sobald der Aufstieg über eine Kuppe führte.

So sind die Tage aktuell bestimmt nicht alle leicht oder zuckersüß, aber es gibt genügend dieser Kuppen auf dem Weg, wo sich ein wunderbares Panorama aufmacht. Und ich will höher, will noch mehr davon sehen und den Berg bis zum Gipfel erklimmen.
Dort oben kann man dann eine Zeit lang stehen, die Sicht in sich aufnehmen und genießen. Und sich von dem Standpunkt aus den nächsten Berg ausgucken, den man bewältigen möchte…

Ihr hört von mir. 🙂

Spielt der Wind mit meinem Blatte

Kalt. Grau. Dunkel. Fallende Blätter. Herbstluft. Clementinen. Dicker Pulli. Kurze Tage. Nebel. Kaminfeuer. Gelbe Blätter.

Auf einmal ist der Sommer dahin.
Mir macht das nicht viel aus, um ehrlich zu sein. Vielleicht dem Umstand geschuldet, dass mein letzter deutscher Herbst 2 Jahre in der Vergangenheit liegt. Und mein letzter Winter hier ist nun beinahe 3 Jahre her.

In jeder weiteren Woche, die ich auf der Arbeit und in der Schule verbringe, wird mir der Unterschied von diesem Leben zu dem welches ich gute 1,5 Jahre lang gelebt habe klarer.

Ich hatte mich ja am Ende danach gesehnt, wieder an einem Ort bleiben zu können. Echten Alltag zu erleben. Nicht nach ein paar Monaten wieder mit allem Hab und Gut unterwegs zu sein. Und es ist auch gut so.

Mein Neffe sagt schon immerzu meinen Namen (klingt wie Oui oder englisch ausgesprochen Owee) und kann mehr und mehr Schritte alleine machen.

Zum Schreiben von Blogposts muss man zweierlei haben. Einmal etwas Spannendes zu erzählen und dann noch Zeit (und vielleicht noch den Kuss der Muse).
Leider muss ich mir eingestehen dass diese Punkte überwiegend ausbleiben wollen. Zumindest zur Zeit, wo die Mischung aus Ausbildung, Theaterstück und ganz nebensächlich dem Privatleben kaum Raum zum Luftholen lassen.

Ich vermisse die Zeit im Ausland, wo man kaum andere Verpflichtungen benennen konnte als Essen und Schlafen. Und vielleicht Fotos machen. Jeder der lange fern vom Zuhause war, wird wissen dass die Heimkehr nicht leicht ist. Auch wenn erst alles wieder so vertraut ist, hat sich doch viel verändert. In einem selbst und an dem Ort wo man wieder steht. Das wird noch dauern, dass zu verarbeiten und einzuordnen.

Aber auch wenn man heute nicht mehr auf Schritt und Tritt seine Kamera dabei hat, kann man trotzdem noch gute Treffer landen.

Das Leben ist kein Ponyschlecken, hörte ich mal jemanden sagen. Wie wahr. Da muss man hier und dort kürzer treten um schwierigere Zeiten durchzustehen. Aber ein paar (Reise-) Pläne habe ich ja schon noch für die nächste Zeit, so ist es ja nicht…

Ihr hört von mir.

Woche 3

Ich habe es mir ein wenig gemütlich gemacht. Anstatt der Deckenlampe spendet die am Boden stehende Kugelleuchte gedämpftes Licht. Mein Thermos steht mir zur Seite und ich habe Musik angemacht. Leise, denn es ist ja schon spät…
Draußen prasselt der Regen an die Fensterscheiben, die Nacht wird von Blitz und Donner zerrissen…

Mir schwirrt der Kopf ein wenig. So viele Dinge erlebe ich und ebenso viele kommen auf mich zu und noch mehr Dinge schiebe ich vor mir her. Von Treffen mit lieben Freunden aus der Heimat und solcher die man in Neuseeland kennengelernt hat über Autoformalitäten, Geburtstagen, Arbeitssuche, technischen Plänkeleien am Computer und häuslichen Pflichten bis hin zu den lieben Theaterproben.

Von einer solchen bin ich gerade zurückgekommen. Und da ist es mir wieder in den Sinn gekommen. Es ist fast alles genauso wie es war. Nicht viel verändert sich. Und auch man selber erscheint in diesem alten Licht so gewohnt als wäre man nie weg gewesen. Man geht durch die mehr oder weniger bekannten Straßen in die mehr oder weniger bekannten Ecken und muss gar nicht daran denken. An die 17 Monate, die man im Ausland war. An die Zeit wo die Familie und Freunde, die einen jetzt wie selbstverständlich umgeben, mich vermisst hatten.

Man fällt allzu leicht in alte Gewohnheiten zurück, wo man sich doch ‚dort‘ so gefreut hatte sie abzulegen. Es geht jetzt ja auch so. Es geht ja auch wie früher.
Was bleibt dann? Sind es nur die Mitbringsel, die man in das Regal stellt? Sind es die Fotos, die man auf der Festplatte hat? Sind es die ‚dort‘ gekauften Klamotten?
Es sind die unzähligen Erinnerungen. Es sind die vielen neuen Kontakte, die man sich nicht erträumt hatte eines Tages zu pflegen. Es sind die Freunde, die man sein Eigen nennen darf. Es sind die Schritte die man gehen musste, hin zur Selbstständigkeit und Selbsterkennung. Es sind die Lektionen, aus denen man fürs Leben gelernt hat.

Und das alles war jetzt. Es liegt hinter mir. Es liegt da und es ist nun an mir, damit etwas anzufangen. Was habe ich gelernt? Was wende ich an? Wie beeinflusst diese lange Zeit meines Lebens mein Dasein?

Ihr seht, auch für tiefe Gedanken bleibt mir Zeit…
Ich denke, also bin ich.

 

 

Leckere Momente Teil 2

Der Tee braucht nicht mehr lange, bis er fertig gezogen hat. Das Aroma weht vielversprechend an meiner Nase vorbei und ich freue mich auf die wohltuende Wirkung des süßen Getränks. Ich trinke selten einen Tee abends. Noch seltener so spät. Aber heute muss es mal sein.

Nicht zuletzt, weil ich etwas nachdenken möchte und weil ich mich entschieden habe, diesen Blogeintrag währenddessen zu verfassen.

Noch vor ein paar Stunden stand ich im Theater auf der Bühne und und ich war Maik. Dann standen wir zu dritt auf der Bühne und haben uns verbeugt. Da war ich wieder Oliver und die Leute haben geklatscht und gepfiffen. Uns wurde uneingeschränkter Lob vom Publikum entgegen gebracht. Wie bei den vorangegangenen Aufführungen auch…

Vor einem halben Monat stand ich vor vielen Leuten. Eine Rose und die Urkunde über den 1. Platz in der Hand. Es wurden die besten Auszubildenden der Region geehrt. Es gab großen Applaus für jeden einzelnen.

Mein Grinsen ist perfekt. Vor mir liegt das wahrscheinlich feinste Steak, dass ich bis dahin in meinem Leben vorgesetzt bekam. Ein riesiges, saftiges, fettes Stück Fleisch, nach bester Art zubereitet, nur für mich. Und es war einfach nur lecker!
Ich war mit Freunden noch einmal unterwegs. Einmal noch gemeinsam den Gaumen erfreuen, bevor man sich lange nicht mehr sieht.
Hatte eigentlich Glück, dass der kulinarisch ebenfalls schwer effiziente Besuch beim Chinesisch-Mongolischen Buffet am Vortag mit einem (ehemaligen) Arbeitskollegen mir nicht mehr so schwer im Magen lag… 😀

Ich stehe vor der Tür und klingele zum zweiten Mal. Hat wohl keiner gehört, weil es drinnen so laut ist. Mein Onkel öffnet mir schließlich und ich stehe seit verhältnismäßig langer Zeit wieder in der vertrauten Umgebung des Hauses meiner Großeltern.
Meine Cousinen und Cousins begrüßen mich begeistert, ich freue mich ebenfalls sehr sie zu sehen. Mir wird klar, dass dieses Wiedersehen in ferner Zukunft einmal weitaus intensiver ausfallen wird und deshalb genieße ich ihre Gesellschaft.
Es sind diese bunten Treffen, die zu besonderen Anlässen wie z.B. Geburtstagen entstehen. Man sitzt mit den Verwandten entspannt beieinander, unterhält sich, knabbert was und lacht…
Bald werde ich fernab von all‘ diesem sein. Und deshalb genieße ich es jetzt umso mehr.

Ulla, unsere Regieassistentin kommt nach der Aufführung auf mich zu und gibt mit glänzenden Augen weiter, was ich nur schemenhaft im Applaus verstehen konnte. Es war toll! Die Theaterbesucher sind begeistert. Meine Darbietung stößt auf Ehrfurcht und Bewunderung.
Meine Reaktion darauf bringe ich auch verbal zum Ausdruck: Es freut mich. Es freut mich sehr, das Leben von Menschen für einige Zeit glücklich gemacht zu haben.

Meinen Eltern und mir wird der Hauptgang aufgetischt. Wir sitzen zu dritt an dem Tisch, an den ich gerade mitsamt Rose und Urkunde zurückgekehrt bin. Es ist ein extravagantes, feines Menü. Auch der Nachtisch kündete von einer kreativen Planung desselben.
Ich sitze im piekfeinen Ambiente mit den Leuten, denen ich verdanke dass ich hier sein darf. Mit den Menschen, die mir mal Sprechen beibrachten, mit denen ich die ersten Gehversuche machte, die mir Ordnung und Lebensweisheit nahebrachten. Die, die sich um mein Wohl sorgen, die meine eigenen Entscheidungen respektieren, die mir wahrscheinlich am meisten fehlen werden…

Der Tee ist leer, die Augen müde, das Tagwerk vollbracht.