Sieben Jahre

Heute sind es schon sieben Jahre.
Vor zwei Jahren habe ich in Dankbarkeit auf alle Begebenheiten nach der großen Reise zurückgeblickt und hier stehe ich nun, mit vielen weiteren Geschichten im Gepäck:

  • In 14 Ländern, einschließlich Deutschland, fand ich mich wieder

  • Ich durfte viele wunderbare Momente als Fotograf auf 6 verschiedenen Hochzeiten einfangen

  • Im letzten Jahr habe ich eine Ausbildung zum Wellness-Masseur erfolgreich abgeschlossen

  • Mir wurde die einzigartige Möglichkeit eingeräumt, ein halbes Jahr im Osten von Deutschland zu arbeiten und es war großartig!

  • Mein Archiv habe ich aussortiert und entrümpelt, was ein großer Schritt für mich war

  • Ich habe mir den alten Traum erfüllt und meine Computerhardware auf den neuesten Stand gebracht

  • Meiner Begeisterung für Geräusche folgend habe ich angefangen, mit Audioaufnahmen Sinneseindrücke festzuhalten

  • 3 meiner 4 Großeltern sind von dieser Erde gegangen

  • Unendliche wunderschöne und immerwährend lebensformende Stunden habe ich mit meinen lieben Freunden und der Familie verbracht

  • Die lange gehegte Frage nach meiner Neurokonfiguration wurde beantwortet und hat meinem Leben eine gewisse Kehrtwende beschert

  • Auf Arbeit hat sich meine Rolle anhand der identifizierten Bedürfnisse gewandelt und erlaubt mir nun einen weitaus befriedigenderen Arbeitsalltag

  • Mit allem Aufräumen meines Leben hat sich auch die Entscheidung geformt, dass es Zeit für mehr Verantwortung und damit den Auszug vom Elternhaus ist

Die nächste Station ist nun Kanada, um mehr Bilder zu schießen, Freunde zu treffen, Geräusche zu hören, Speisen zu essen, Kilometer zu reisen und viele Sachen zu lernen.

Bleibt also dran! 🙂

Was 2022 passierte: Zauber

Von allen unerwarteten Momenten in diesem Jahr tan sich manche mehr hervor. Denn von diesen gab es mehrere und nur von wenigen wusste ich zu Beginn.

Seit 2019 mache ich ja auch Hochzeitsfotografie. Und derweil die letzten Jahre weder den Paaren, noch den Fotografen geholfen haben, erlaubte uns dieses Jahr doch wieder etwas zu erschaffen. Etwas, das ich so zusammenfassen möchte: Zauber.

In einem bin ich mir sicher: 2023 wird von Weiterentwicklung geprägt sein. (Obwohl, ist das nicht jedes Jahr?)

Was uns erwartet, wissen wir nicht. Aber ich freue mich darauf!

Bis dann 😉

Es noch einmal durchziehen

Wir verbringen unsere Zeit in Erwartung. Scrollend, neu ladend, nachsehend.

Ich selber ertappe mich immer wieder schmerzlich dabei, wie ich das Checken meines Smartphones ungewollt zur Hauptbeschäftigung werden lasse.

Worauf warten wir aber? Warum fühlen wir uns so verantwortlich gegenüber diesem schwarzen Spiegel?

Kurz gesagt denke ich, dass er ein wesentlicher Bestandteil von uns geworden ist, der Menschen und der Gesellschaft.
Genau so wie wir im jungen Alter die Kontrolle über unseren Körper gemeistert haben und gelernt haben, auf bestimmte sensorische Reize zu reagieren, haben wir nun eine weitere Quelle von diesen Reizen in unsere Köpfe zu verweben.
Und genau so wie wir einst an Orte gehen mussten für Aussichten oder Neuigkeiten oder wortwörtlich Informationen „in die Hände bekommen“ mussten, ist das alles nun viel leichter und praktisch vereinheitlicht, durch dieses eine bestimmte Fenster, dieses Portal, welches uns überall hin bringt und alles Erdenkliche geben kann.

Mit diesem Potenzial können wir viel schneller kommunizieren, von allen Ecken der Erde zusammenarbeiten, wir können Wissen jenseits unserer Vorstellungskraft abrufen und müssen uns nicht zu sehr darum Gedanken machen, wo wir gerade eigentlich sind um das zu erreichen.

Aber was ist es noch wert, wo wir sind oder wen wir treffen, wenn wir doch alles und jeden in unserer Hosentasche haben?
Sicherlich, es macht noch einen Unterschied. Aber der wird von Tag zu Tag kleiner. Schau dich einmal in der U-Bahn um oder am Bahnhof oder im Wartezimmer beim Arzt.

Wir gewöhnen uns daran, es ist Teil unseres Alltages, denn von dem findet ja ein Großteil innerhalb unseres Smartphones statt.
Wir erwarten sogar direkte Antworten, Updates und Statusmeldungen, in einer Weise die damals auch das best-organisierteste Post-System in die Knie gezwungen hätte.

Aber was würde mit uns Menschen und mit unserer Gesellschaft passieren, wenn niemand mehr mal über den Bildschirm hinaus schauen würde und darüber hinaus, was an diesem wunderlichen Ort „Internet“ so passiert?
Wir sind an dem Punkt wahrscheinlich noch nicht angekommen, aber ich plane auch nicht, mich dort wiederzufinden.

Anstatt dessen möchte ich etwas durchziehen, noch einmal.
Genauso wie ich damals alle meine Kommunikation vom Smartphone verbannte, als ich nach Neuseeland ging.

Denn nun werde ich für 6 Monate an einem anderen Ort leben und weiter für dieselbe Firma arbeiten und habe die Chance, Teile meines Lebens anders zu gestalten.

Das ist der Plan: Ich werde mein Smartphone von jeglicher Direktnachrichten-Funktion, von jeder Unterhaltungs-App, von jedem Social-Media-Element trennen und nur die absolut notwendigen Dinge behalten, damit ich durch die Welt navigieren kann.
Natürlich behalte ich die ganzen Kommunikationskanäle auf einem anderen Gerät bei, aber das wird auf einen Ort beschränkt, wenn nicht sogar auf einen Raum.
Möglicherweise werde ich dieses andere Gerät nur an bestimmten Tageszeiten nutzen.
Gewiss, meine Arbeit wird weiter digital sein und ich werde auch nicht aufhören, digitale Unterhaltung in meiner Freizeit zu nutzen. Aber ich möchte klare Grenzen zwischen dieser sogenannten „echten Welt“ und der digitalen Welt online haben.

Das ermöglicht es mir, meine Gedanken außerhalb von der Hosentasche zu belassen. Ich werde keinen Gedanken dafür benutzen, ob nicht irgendetwas neues in meiner Tasche ist. Ich werde Straßen entlanggehen und werde dort sein, auf diesen Straßen. Ungeteilt und ohne eine digitale alternative Realität und ohne die Möglichkeit, an den warmen Busen des unendlichen Scrollens zu flüchten…

Ein wenig fürchte ich mich dennoch: Wo werde ich mich wiederfinden? Was wird passieren, wenn ich nur auf meine natürlichen Kommunikationsmittel zurückgreifen kann?
Eins ist dabei sicher: Es wird ein weiteres großartiges Abenteuer! Und ich bin dankbar, diese Reise antreten zu können!

Vielleicht werde ich herausfinden was es bedeutet eine einzelne organische Person zu sein, anstatt eines zweigeteilten Wesens: Halb aus Fleisch und Blut, halb im Cyberspace schwebend.
Würdest du das nicht auch gerne wissen?

Vom Hoffen und Erwarten

An vielen Stellen ging mir dieses Wortpaar schon durch den Kopf, Hope and Anticipation = Hoffen und Erwarten, dennoch hatten diese Momente alle etwas ähnliches an sich. Ich nutze sie als eine Art Urteil.
Denn ich glaube: Das ist der übergeordnete Grund unseres Antriebes; dass wir glauben, dass noch was kommt.
Lasst mich mit euch teilen:

 

Wo erleben wir es?

Vom Anbeginn unseres Lebens sehnten wir uns nach dem nächsten Atemzug, nach der nächsten Mahlzeit, nach der nächsten Befreiung von unangenehmen Umständen.
Selbst die, die in der Zeit für uns da waren, haben mit uns diese nächsten Ereignisse erwartet.
Mehr noch, sie haben nur darauf gewartet, dass wir alle neuen Dinge erlernen. Bis wir alt genug waren, Erfolge oder gar die kleinen Freuden des Alltages selbstständig zu erwarten.
Seit dem haben wir die meiste Zeit unseres Leben mit Warten, Erwarten, Hoffen verbracht:
Der erste Schultag, der letzte Schultag, der erste Arbeitstag, vielleicht sogar der letzte Arbeitstag, Autofahren, einen Partner finden, in den Urlaub fahren. Sogar die meisten Musikstücke spielen ganz direkt mit Hinauszögern und Auflösung. Oder vor einem Date, vorm Biss in den Burger, vor dem Schauen der nächsten Folge nach einem fiesen Cliffhanger.
Wir haben immer etwas in Aussicht. Wortwörtlich.

 

Was bedeutet es für das Leben?

Ich möchte darauf hinaus, dass immer etwas in der Zukunft ist, und nie in der Vergangenheit, das wir erwarten können, das wir anstreben können, das wir erhoffen können.
Es gibt immer etwas, das wir uns wünschen, worüber wir uns freuen, was wir schätzen würden. Auch wenn wir uns nicht aktiv darauf fokussieren, es ist da und wird passieren.

Das Konzept der vorwärts gerichteten Zeit ist, dass die Zukunft irgendwann passiert sein wird. Und genau so wie wir unsere Realität formen können, können wir auch entscheiden, was uns in dieser Zukunft glücklich machen wird.
Wenn da gar nichts wäre, würde sich das Leben an sich nicht lohnen. Aber da ist ja immer was. Und so haben wir immer einen Grund zum Vorwärtsgehen.

Wie viele Jungs haben Rekorde im Zimmerputzen aufgestellt, nur weil ein Mädchen zu Besuch kommen wollte? Warum motivieren uns Deadlines so sehr? Warum rasieren wir uns?
Weil da immer was kommt. Irgendwas, das uns in irgendeiner Weise wichtig ist.

 

Was, wenn es schlecht ist oder gar nicht da?

Ich habe gerade einfach angenommen, dass jeder glücklich sein möchte. Dass Glücklichsein das Ziel im Leben ist. Aber auch wenn das manchmal nicht ganz so einfach ist, entscheide ich mich persönlich immer für die Realität in der wir alle letztendlich glücklich sein möchten. Jeder auf seine Art.

Und doch, manche Dinge die da kommen sind überhaupt nicht angenehm. Ich würde einen Zahnarztbesuch nur aus einem einzigen Grund erwarten: Weil er danach vorbei ist.
Wie leicht wäre es doch, sich über den unangenehmen Part den Kopf zu zermartern? Wenn ich es jedoch verhindern könnte, ohne Schaden zu verursachen, müsste ich ja nicht hin. Aber wenn kein Weg an etwas vorbei führt, können wir ja einfach noch etwas weiter vorwärts schauen.

Und so auch: Wenn man gar nichts sieht, das einen glücklich machen würde, ist man entweder in einer finsteren Zelle eingekerkert oder man übersieht nur etwas. Und das bringt mich zum nächsten Punkt:

 

Klein oder groß? Wichtig oder irrelevant?

Ich lebe nach einer sehr einfachen Gleichung:

Je mehr Dinge dich glücklich machen, desto glücklicher bist du.

Meine Gleichung fragt gar nicht nach der Art der Dinge oder deren Größe (kommt das bekannt vor?), ist aber dem Grundsatz unterordnet, keinen Schaden zu verursachen.
Das heißt, du darfst dich voll und ganz in Erwartung auf das nächste Toastbrot, den nächsten Lauf im Sonnenuntergang, den nächsten Höhepunkt aufgehen lassen. Und so sehr diese kleinen Dinge herrlich dafür geeignet sind, unsere Hoffnung zu tragen und von ganzen Herzen erwartet zu werden, gibt es ja noch größere Sachen.

Was ist mit unseren Beziehungen? Was ist mit der Arbeit? Was ist mit unserem Leben?
Viele dieser Bereiche beeinflussen einander. Sie können einander beflügeln, aber auch einander stören. Manchmal fühlen wir uns wie in der Achterbahn, weil so viele nächste Schritte auf einmal passieren, aus allen Richtungen. Manchmal halten wir uns lieber zurück und suchen Trost in der altbekannten Umgebung.

Manchmal beißen wir auch in den sauren Apfel, in der Hoffnung, in der Erwartung gar, dass es etwas anderes besser macht. Ob das so eine gute Strategie ist, wird die Zukunft dann zeigen. Oder hat sie das nicht schon so oft zuvor? Deswegen stützen wir uns so gerne auf unsere Erfahrungen, obwohl uns nicht selten dennoch Überraschungen überraschen.
Manchmal sorgen wir erstmal nur für uns selbst, was korrekt ist, aber Menschen sorgen sich in der Regel auch um andere Menschen. Und da wird es interessant: Wie setzen wir unser Hoffen und unser Erwarten da? Hoffen wir gemeinsam? Ersehnen wir die gleichen Dinge? Können wir darüber reden? Ehrlich darin sein?

Sind wir schon angekommen? Stecken wir fest? Wissen wir, wohin wir gehen sollen? Kümmern wir uns hier und da zuerst um uns selbst, um dem anderen eine bessere Hilfe zu sein?

Gute Nachrichten: Darum müssen wir uns keine zu großen Sorgen machen. Weil es ja immer einen nächsten Schritt gibt, sei er klein oder groß, der auf dich wartet. Und er ist immer wichtig und niemals irrelevant. Weil man dort eine Aussicht hat. Und das macht es einfach, vorwärts zu gehen.

 

Wo hört es auf?

Ganz ehrlich, das ganze könnte einfach aufhören, wenn etwas wahr geworden ist, passiert ist oder nicht mehr im Rahmen des Möglichen zu erhoffen ist.

Oder es könnte für immer weitergehen, wenn man stets vorwärts blickt und noch etwas entdeckt. Egal was. Egal welcher nächste Schritt. Lass ihn groß oder klein sein, er wird dich weiterbringen. Manche Menschen leben ihr gesamtes Leben in der Hoffnung auf eine einzige Sache. Und welch einen immensen Antrieb das ihnen gibt!

Aber sogar wenn du amtlich lost (das heißt „unentschlossen/ verloren“) bist, kannst du dich immer noch für eine Richtung entscheiden. Eine Richtung, die dir gefallen wird. Du kannst dann in diese Richtung tippeln oder einfach mal springen. Denn da ist immer was.
Siehst du es? Möchtest du es sehen? Sehnst du dich danach? Möchtest du von da aus weiter gehen?

Passend zum Thema, welches mir diesen Monat auf dem Herzen lag, hatte ich gerade die großartige Möglichkeit, den Babybauch einer guten Freundin fotografisch festzuhalten.
Welch herrliches Beispiel für etwas, das man erwarten kann! <3

Zum Mittag gibt es Abenteuer

An den meisten Arbeitstagen habe ich von meinem sehr kurzen Heimweg Gebrauch gemacht, wenn es ums Mittag Machen ging.
Ich mochte die kleine Reise in die vertraute Umgebung einfach, um sich abseits der Arbeit zu erholen und aufzuladen.

So wie sich aber meine Rolle und meine Team-Situation veränderte und ich mich als Person weiterentwickelte, fand ich mich erschreckend oft in der Gesellschaft meiner Kollegen.
Entweder (das am seltensten) bringe ich mir etwas mit oder wir gehen zum nächsten Supermarkt oder wir bestellen uns etwas und verbringen die Pause in verschiedenen Konstellationen gemeinsam.

Ich bin einer, der stets nach Dingen Ausschau hält die mich glücklich machen. Kleine Dinge zählen auch!
Essen macht mich glücklich, menschliche Gesellschaft macht mich meistens glücklich, neue Dinge auszuprobieren macht mich glücklich, Routinen machen mich glücklich.

Worüber ich heute sprechen möchte: Meine Lieblings-Methode zur Nahrungssuche ist das sagenumwobene Orakel (für die meisten Sagen bin ich verantwortlich).
Beim Orakel weiß man nie, was den Geschmacksknospen so blüht, man weiß nie, ob das Orakel eine bekannte Speise bereithält, man weiß nie, wohin das Orakel einen auf der Reise hinführt.

Das Orakel hat als größten Vorteil, dass es Speisen vergünstigt anbietet.
Denn das Orakel ist eigentlich einfach nur das kleine feine Fach im Supermarkt, in dem preislich reduzierte Waren kurz vor ihrem tragischen Schicksal noch einmal präsentiert werden.

Es ist genial: Du machst jedes Mal ein Schnäppchen, du bekommst immer eine Vorauswahl, was die letztendliche Wahl fundamental beschleunigt, du rettest ein wenig Essen vor der Tonne und vor allem: Du probierst auch mal Dinge, die du sonst nie angeschaut hättest, würden sie nicht in dieser engeren, täglich neuen Auswahl auftauchen.

Das einzige, was man selbst mitbringen muss, ist eine gewisse Aufgeschlossenheit in den Ernährungsvorlieben. Und vorzugsweise jemanden, mit dem man jeden Tag die Freude an der aufregenden Reise zum Orakel teilen kann.

Ich habe auch gemerkt, dass das Orakel nicht für jeden was ist. Aber hey, ich bin auch nicht wie jeder andere und nicht jeder andere ist wie ich.

Das finde ich so spannend: Mich mehr und mehr selbst entschlüsseln, wer ich bin und wer ich nicht bin, wozu ich fähig bin und was ich mag.
Und sei es durch eine lustige Angewohnheit und das scheinbar triviale Mittagessen: Ich bekomme einen Funken mehr über mich mit und das ist was besonderes.