Die Weiterreise: Kaltes Wasser und knallende Sonne

Ich werde 2 Geschichten erzählen die nicht zusammengehören und dennoch tun sie es.

Eine handelt von einer Reise zu einem anderen Kontinent, die andere geht um meinen Umzug in meine eigene Wohnung.
Eine wird schöne Bilder beinhalten, die andere wird eher persönlich, mehr grundlegend und von praktischer Natur sein.
Eine hat ein Ende, die andere geht immer weiter.

Beide sind aber einzigartig und angefüllt mit Staunen und Ehrfurcht.
Beide begonnen mit Gedanken, Wünschen und haufenweise Mut.
Beide sind einander so nahe, dass ich sie genau so nahe erzählen möchte.

 

Neues Heim

Diese Wohnung zu finden war ein glücklicher Zufall. Was mich von allen Eindrücken am meisten beeindruckt hatte, waren die Vibes und die Luft in der Wohnung. Es lief alles so gut, dass ich schon vor der Reise nach Kanada den Vertrag unterschrieb und die Wohnung direkt nach der Rückkehr übernehmen würde.

All so kam ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland zum ersten Mal nicht wieder in meinem alten Zimmer an, blieb einfach auf Reisen und lebte mein altes Leben nicht wie sonst weiter.

Auch nach dem Auspacken meines Koffers dachte ich direkt schon wieder ans Packen. Ich ging so bald wie möglich hin und holte die Schlüssel zu meinen neuen Türen ab und wusste was zu tun war: Die Räume fürs Streichen vorbereiten, streichen, Farbkleckse und Farbreste von vergangenen Streichaktionen entfernen, alle Ecken und Kanten initial säubern und nachdem die ganze Arbeit getan wäre, würde ich dann mit allem meinem Zeug einziehen.

Weiße Wandfarbe bekam ich geschenkt, was für 6 Wände und zwei Decken ausreichte. Farbige Wandfarbe zu kaufen ist ein emotionales Unterfangen, aber ebendiese Emotionen haben sich beim Streichen wiederholt und ausgezahlt!

Die halbe Miete beim Streichen ist die Vorbereitung selbst, weshalb ich zwei Tage mit dem Ganzen verbrachte: Einen Tag alles grundlegend vorbereitend, den anderen streichend. Mit einer Schicht aus Schweiß und Farbe bedeckt beendete ich den ersten Siegeszug der Eroberung meiner neuen Welt!

Putzen ist ähnlich einer Eroberung, was so einige Nachmittage beanspruchte und noch so viel Schweiß unter der heißen Junisonne hervorbrachte, aber ich wusste stets genau warum ich alles das tat und für wen. Harte Tage waren das, aber sie sollten sich mit jedem weiteren Schritt immer mehr lohnen!

 

Kanada

Die Reise begann mit einer reibungslosen Nachtfahrt zum Flughafen, nur um dort festzustellen, dass der Flug einige Stunden Verspätung hat. Aber ich hatte das Glück auf der Warteliste eines anderen Fluges weit oben genug zu stehen und und auf einen eigentlich überbuchten Flug zu gelangen.

Der Grund zur Freude darüber ist aber nicht nur der Segen des Einlasses, sondern viel mehr dass es ein Direktflug war. Ich hätte zweifellos den Anschluss in Toronto verpasst, aber nun konnte ich sogar ein wenig früher als erwartet in Vancouver landen.
Wenn das mal kein holpriger, aber fantastischer Start ist, weiß ich auch nicht weiter.

Nach eindrücklichen ersten Eindrücken am Flughafen von Vancouver fuhr ich ohne Probleme in die City und hatte einen angenehmen Check-In im Airbnb, welches gut gelegen und ein sicherer Hafen für die ersten Tage war.

Bevor ich nach Vancouver Island übersetzen würde, hatte ich ein paar Tage des Ankommens in Vancouver geplant. Ich konnte einige essenzielle Dinge erledigen (SIM-Karte kaufen und die Überzeugung erlangen, dass ich zu viele warme Sachen eingepackt hatte) und schauen, was in Vancouver so los ist.

Es ist eine geschäftige Stadt, die viele Gesichter hat. Manche von denen gehören zu Menschen die gebrochen sind, was sehr schwer anzusehen war und was ich nur zögerlich eingeordnet bekommen habe.

Und was die Gerüchte von einem regnerischen Vancouver anbelangt: Da weiß ich nix von, denn sogar auf meinem gesamten Trip habe ich mehr Sonne gehabt als ich mir jemals erträumt hätte, was aber auch nur ein weiterer besonderer Teil der ganzen Reise war.

Im Ganzen hatte ich tolle Begegnungen, Sinnes- und Eindrücke, habe mir für einen Tag ein Fahrrad zur rasant-flexiblen Fortbewegung geliehen, die Grenzen meiner Füße mal wieder ausgetestet und viele Ansichten von Vancouver festgehalten:

Sieben Jahre

Heute sind es schon sieben Jahre.
Vor zwei Jahren habe ich in Dankbarkeit auf alle Begebenheiten nach der großen Reise zurückgeblickt und hier stehe ich nun, mit vielen weiteren Geschichten im Gepäck:

  • In 14 Ländern, einschließlich Deutschland, fand ich mich wieder

  • Ich durfte viele wunderbare Momente als Fotograf auf 6 verschiedenen Hochzeiten einfangen

  • Im letzten Jahr habe ich eine Ausbildung zum Wellness-Masseur erfolgreich abgeschlossen

  • Mir wurde die einzigartige Möglichkeit eingeräumt, ein halbes Jahr im Osten von Deutschland zu arbeiten und es war großartig!

  • Mein Archiv habe ich aussortiert und entrümpelt, was ein großer Schritt für mich war

  • Ich habe mir den alten Traum erfüllt und meine Computerhardware auf den neuesten Stand gebracht

  • Meiner Begeisterung für Geräusche folgend habe ich angefangen, mit Audioaufnahmen Sinneseindrücke festzuhalten

  • 3 meiner 4 Großeltern sind von dieser Erde gegangen

  • Unendliche wunderschöne und immerwährend lebensformende Stunden habe ich mit meinen lieben Freunden und der Familie verbracht

  • Die lange gehegte Frage nach meiner Neurokonfiguration wurde beantwortet und hat meinem Leben eine gewisse Kehrtwende beschert

  • Auf Arbeit hat sich meine Rolle anhand der identifizierten Bedürfnisse gewandelt und erlaubt mir nun einen weitaus befriedigenderen Arbeitsalltag

  • Mit allem Aufräumen meines Leben hat sich auch die Entscheidung geformt, dass es Zeit für mehr Verantwortung und damit den Auszug vom Elternhaus ist

Die nächste Station ist nun Kanada, um mehr Bilder zu schießen, Freunde zu treffen, Geräusche zu hören, Speisen zu essen, Kilometer zu reisen und viele Sachen zu lernen.

Bleibt also dran! 🙂

Schuld

Das Gefühl der Gewissensbisse, wenn man Erwartungen durch eigene Unzulänglichkeit nicht erfüllt hat.

Ich bin einfach geflohen. Ich konnte nicht ordentlich funktionieren und es gab 1000 Gründe dafür. Keinen konnte ich aber aussprechen, denn keiner von ihnen war der eigentliche Grund. Es fing vielleicht mit einem einzigen an, aber ich könnte ihn nicht identifizieren, denn jeder weitere Grund wird je komplizierter, desto mehr Gründe in die Mischung gelangen und jeglichen Sicherheitsmechanismus außer Kraft setzen.

Ich wollte ja so gerne meine besten Seiten zeigen und alle Indizien guter Erlebnisse mit mir treffen.
Aber dann: Etwas ändert sich, ein paar Faktoren kippen, ich bin nicht mehr vollständig vorbereitet und muss nun zusätzliche Energien aufwenden um in der neuen Situation klarzukommen.

Das Gefühl von Schuld ist hässlich, kann aber gelöst werden.

 

Schuldgefühle

Schande.

Du hast es nicht geschafft! Du hast verloren! Du bist dem nicht gewachsen. Du passt da nicht rein. Wohin gehörst du?

Und warum hast du es nicht schaffen können? Eine gute Zeit mit Leuten haben, was ist so schwer daran? Sonst schaffst du das ja auch, warum jetzt nur nicht?

Warum funktionierst du nicht auf Kommando? Was sollte so groß, so schwer, so brutal sein, dass es dich nicht deine besten Seiten zeigen lässt?

Was ist dein Plan, was ist die Logik hier? Wie kannst du denn schöne Bindungen aufbauen, wenn du auf einmal kaum mehr redest? Was ist dein Ziel mit deinem Verhalten?

Was ist mit deinen guten Tagen, kannst du nicht mehr so sein wie an denen?

 

Erwartungen

Wie MÖCHTEST du es denn haben?

Es kommt drauf an, wie immer halt. Mein Leben besteht aus den externen Faktoren und dem, was ich selbst mitbringe.
Manche Dinge können verändert werden, manche Dinge können nicht geändert werden, manche Dinge sind nicht einfach zu ändern.

Wir mögen alle bestimmte Dinge und sollten uns darauf einstellen, andere diese Dinge erlebbar zu machen. Angefangen bei grundsätzlicher menschlicher Wärme, bis hin zu selbstlosen guten Taten.

Es gibt zu jeder Zeit Erwartungen, versteckt, impliziert, klar ausgesprochen, manchmal auch nur projiziert, von mir selbst, auf mich selbst. Es braucht ein extremes Level an Selbstreflexion, um letztere zu erkennen.

So sehr diese Erwartungen auch von der Situation abhängig sind, kann man sie entweder erfüllen oder nicht erfüllen.

Erwartungen zu erfüllen wird oft als selbstverständlich angesehen, aber wenn ich eine nicht erfüllen kann, entsteht ein Loch was mit einer Erklärung gefüllt werden möchte:
Was war der Grund? Finde ich es in Ordnung, die Erwartung nicht erfüllt zu haben? Lerne ich etwas aus der Situation? Beeinflusst diese Situation mein Wohlbefinden?

Aha!
Um diese Fragen gut zu beantworten, muss ich meine Werte kennen, auch bekannt unter den Dingen die mir wichtig sind.

Jedoch ist das nahezu unmöglich, ohne mich auch nur ein kleines Bisschen selbst zu kennen.

 

Unzulänglichkeiten

Wir sind alle nicht perfekt. Kein Zweifel, alle stolpern.

Da liegt der individuelle und ultimative Unterschied aber in der Verarbeitung dieser Unzulänglichkeit, was wiederum sehr dicht damit verbunden ist, wie wir dieselbe vor uns selbt erklären.

Die Mehrheit der Menschen führt ein Fehltritt im täglichen Leben zu ähnlichen Erklärungen und damit auch zu ähnlichen Weisen, damit umzugehen.

Aber da gibt es Menschen die im tiefsten Inneren anders funktionieren, was Auswirkungen auf das Verhalten und die Verarbeitung der äußeren Einflüsse hat. Das betrifft Menschen mit Autismus, wie mich selbst.

 

Eine Lösung?

Schuld spielt eine große Rolle in den Leben autistischer Menschen.
Alles hierüber habe ich in der Gewissheit geschrieben, von dem Phänomen betroffen zu sein.

Und eben das ist genau der Grund, warum die erbarmungslosen Schuldgefühle weitestgehend ein Ding der Vergangenheit geworden sind.
Ich kenne nun meine Bedürfnisse, ich kann Erwartungen an mich selbst korrekt setzen und kann mit anderen, die sonst aus meiner Sicht einfach für alle Regeln verantwortlich waren, zusammenarbeiten und die Erwartungen abklären.

So oft musste ich dasitzen und konnte mir keinen Reim auf meine Gefühle machen, nach dem ich von einer Situation mit aus menschlicher Sicht akzeptablen Erwartungen überwältigt gewesen bin.
Ich fühlte mich schuldig, ohne mir das einzugestehen und dann korrekt darauf zu reagieren. Es ist eine gefährliche Kraft, von einer Sache auszugehen als ob sie so sein müsse, ganz ohne sie nach den eigenen Werten zu hinterfragen.

Aber das Erkennen der eigenen Funktionsweise ist eine sehr schwer zu erlangende. Dazu noch, ein ganz anderes Thema, die Zielsetzung des eigenen Lebens.

Ganz ab davon ist es nur das eine Ding, das Verständnis meiner eigenen Natur gegenüber, was mein Leben immens verbessert hat. Nicht ohne Hilfe und nicht ohne Tränen und nicht ohne Schmerzen ging das zu.

Und einer kann beachtliche Strecken gehen, wenn er weiß welche schmerzvolle Veränderung zum Guten dient und welche Ungemütlichkeit er nicht tolerieren muss.

Ich muss mich immer noch mit Erwartungen auseinandersetzen, wie jeder, ich kann sie immer noch nicht alle erfüllen, wie keiner es kann, aber ich weißt jetzt viel besser warum.
Und das ist eine ziemlich gute Lösung für alle drückenden Fragen, die meinem Leben Schuld in die Schuhe schieben wollen.

Meine Welt

Aus meiner Perspektive, welche die einzige ist die ich vollstädnig einnehmen kann, findet mein Leben in meiner eigenen Welt statt.
Zwei große Worte, Leben und Welt, aber die gehören zusammen.

Das Leben ist linear, aber die Welt ist immer um uns herum.

Wenn ich mein Leben fülle, arbeite ich mit der Welt um mich herum zusammen und mache sie so zu meiner Welt aus meiner Sicht.

Diese Welt besteht aus den Leben vieler anderen, welche eine Gesellschaft formen können oder eine Familie oder einfach Umstände.

 

Wie groß ist meine Welt?

So weit ich mich strecken kann, ich mich bewegen kann, ich gehört werden kann.

 

Wem gehört meine Welt?

Jedem dem ich sie gebe.
Das ist nicht immer freiwillig, und auch sehr oft eine schwere Entscheidung.
Aber wenn es tatsächlich meine eigene Wahl ist, bin ich dann nicht in der Verantwortung, wer wo in meiner Welt ist?

Und welche Geschichte könnte ich erzählen, wenn ich nicht verantwortlich für den Großteil der Geschehnisse meines Lebens bin?

Gibt es Regeln in meiner Welt?

Sehr viele und ich mag das!
Regeln machen das Leben mit dem Leben anderer einfach: Je mehr ich lernen kann, desto besser kann ich mich in der Welt zurechtfinden und sie zu meiner eigenen machen, anstelle immer nur ein Gast in jemandes anderen Welt zu sein.

Manchmal braucht es so einige Zeit, bestimmte Regeln zu erkennen und auch alte über Bord zu werfen, an die ich mich einfach um der Stetigkeit Willen klammerte.
Das hat die Kraft, meine Welt umzuformen, weil sie auf Regeln basiert.

 

Was fange ich mit meinem Leben in meiner Welt an?

Gute Dinge.
Gute Dinge sind mehr als nur Dinge, die niemandem wehtun sollen: Dinge, die die Menschen in meiner Welt glücklich machen.

Auch wenn meine Entscheidungen sich vor anderen nicht direkt sofort wie gute Dinge anfühlen, ist es doch das große Ziel, andere die guten Gefühle fühlen zu lassen.
Und wie könnte ich das erreichen, ohne erstmal selbst glücklich zu sein?

Ich weiß nicht, wann ich willkommen bin

Dort sind sie und hier bin ich.
Darf ich zu ihnen gehen? Ich weiß es nicht. Was habe ich denn bei ihnen zu suchen?

Ist einfach nur „ich hätte gerade ihre Gesellschaft gern“ genug? Ist es komisch wenn ich mich einfach zur Konversation dazustelle, auf dass sie meine Anwesenheit anerkennen müssen?
Welchen Grund habe ich eigentlich, zu Leuten zu stoßen, in ihre Bubble einzudringen?

Manchmal fühle ich mich wie ein Vampir, welche ja explizit eingeladen werden müssen, bevor es ihnen physikalisch möglich ist ein Haus zu betreten.
Weil dann kein Zweifel an der Berechtigung meines Eindringens besteht.

Nur wenige Situationen gibt es, in denen ich mich selbstsicher zu Leuten geselle:

  • Eine explizite Einladung

  • Ein gefestigtes Verhältnis (enge Freundschaft oder Familie) wo ich mich komisch fühlen würde, NICHT dabei zu sein

  • Ein bestimmtes Ziel oder wenigstens einen guten Grund, den ich offen kommunizieren kann, damit die anderen wissen warum ich gerade da bin

In meinem Wertegefüge ist der Schutz der anderen Privatsphären und deren aktuellem Flow (der fast unmöglich zu erraten ist) immer mehr wert als der Wunsch, mich zu Leuten zu setzen an deren Gesellschaft ich vielleicht Interesse habe.

Ich gestalte meine eigene Bubble gerne selbst und ändere sie auch, aber nach meinen Vorstellungen, indem ich bestimmte Menschen hereinlasse und manche Dinge ausschließe.
Ich schlussfolgere (das ist gefährlich, ich weiß), dass alle anderen Personen ebenfalls diese Einstellung haben, ihre Bubble zu pflegen: Dass sie sorgfältig darauf achten, wer oder was ihr Heiliges betritt.
Also achte ich, ganz natürlich, auf den größtmöglichen Respekt, wenn ich einer anderen Bubble nahe komme. Möchte ja den Frieden nicht stören.

Aber ich gebe auch zu, dass ich nicht immer richtig geurteilt habe und so manches Mal viel zu weit in jemandes Bubble gepoltert bin. So possierlich das klingt, hat mich das gefürchtete Gefühl, jemandes Raum eingenommen zu haben ohne dass er für mich gedacht war, mich immer wieder vorsichtiger und vorsichtiger und zögerlicher werden lassen, auf andere zuzugehen.

Und jetzt Flirten, was ja der exakte Tanz des Eindringens in ein anderes Leben ist, da bin ich gespalten: Bin ich wirklich willkommen in deren Bubble oder ist mein VERSUCH, in die Bubble einzudringen, (das scheint ja eins der Ziele vom Flirt zu sein) willkommen um dann tatsächlich willkommen zu sein oder bin ich höchstwahrscheinlich von Anfang an gar nicht willkommen, was alles in Absenz von Anzeichen einer konkreten Einladung schwer herzuleiten ist.

Auf der anderen Seite bin ich sehr glücklich mit meinen Freundschaften, welche tief gewurzelt sind und wo ich in meinem Verhalten selbstsicher sein kann und mich versichert fühle, in deren Gesellschaft willkommen zu sein, was dankenswerterweise regelmäßig und authentisch zum Ausdruck gebracht wird.
Erwähnenswert dabei: Die meisten meiner Freundschaften beziehen sich auf einzelne Personen, nicht auf Gruppen. Von solchen habe ich gar wenige.

 

 

Auf der Arbeit, wo die sozialen Bubbles ein wenig komplexer sind, mit arbeitsbezogenen Verhältnissen, verteilten Projekten und parallel dazu mehr oder weniger professionellen Bindungen und Verwerfungen, kann das Einfinden ein Mysterium sein.
Seit der Entdeckung meiner großen Energie-Imbalance, welche sich um den totalen Energieabfluss auf Arbeit drehte sodass am Ende des Tages nur mickrige Mengen übrig blieben, hat sich die Situation sehr zum Guten gewandt: Nun haben ich eigenen Raum und eine glasklare Aufgabe und das macht mich auf viele Weisen glücklich.

So sehr ich aber das Innere meiner wohltemperierten Bubble brauche und genieße (mehr davon und zu den sensorischen Sachen an anderer Stelle), so bringt mich das Leben in einer Welt aus Menschen und Verhältnissen dazu, ebendiesen sozialen Dingen eine hohe Priorität zuzuweisen.

Bedeutungsvolle Verbindungen nehme ich nicht als selbstverständlich an und bin mir der meisten Bemühungen bewusst die sie mit sich bringen, jedoch fühle ich mich so manches Mal verloren in der Welt von euch allen anderen und den vielen mir unsichtbaren Kreisen und Bubbles und möchte mich zu oft schuldig fühlen, nicht einfach ein Teil davon sein zu können. Schuld ist ebenfalls ein großartiges Thema zu beleuchten.
Dann ziehe ich mich nur zu gerne in die Bubble zurück, in der ich am willkommensten bin:
In meine eigene.

Ich denke, ich spreche hier auch für viele nicht autistische Menschen:
Solltest du meine Gesellschaft wünschen oder mich einfach mal aus meiner ach-so-gemütlichen Bubble holen wollen, bitte ich dich, lade mich ein.
Gib mir den Grund zu dir zu kommen, sag mir, wann ich willkommen bin.
Weil ich es oft einfach nicht weiß.

Ich kann nicht versprechen, dass ich lange bliebe oder eine großartige menschliche Performance hinlege, aber werde es um so mehr danken, dabei und in eurer Mitte willkommen gewesen zu sein.