Jeder mag einen Menschen der…

Jeder mag einen Menschen der…

…dir geduldig und aktiv zuhört.
…dir Aufmerksamkeit schenkt.
…sich viele Dinge merkt.
…sorgfältig ist und Dinge korrekt macht.
…auf Details achtet.
…guten Rat geben kann.
…erklären kann, warum er tut, was er tut.
…Freundschaften aufrecht erhält.
…ehrlich ist und authentisch.
…freundlich und fröhlich ist.
…hilft und unterstützt.
…dich glücklich macht.
…Rücksicht nimmt auf sein Umfeld.
…inspirierend wirkt.
…es einfach und entspannt gestaltet.
…großzügig ist.
…dich zum Lachen bringen kann.
…zuverlässig ist und pünktlich.
…unaufdringlich ist.
…nicht nachtragend ist.
…verständnisvoll und weltoffen ist.
…flexibel und spontan sein kann.
…reflektiert ist.
…lernfähig ist.
…sich meldet.
…danach fragt, was dir wichtig ist.
…dich so annimmt wie du bist.
…offen für Neues ist.
…seine Werte konsequent vertritt.
…ordentlich ist.
…gut riecht.
…takt- und geschmackvoll ist.
…Wärme und Nahbarkeit ausstrahlt.
…vertrauenswürdig ist.
…Geheimnisse für sich behält.
…sich angemessen ausdrücken kann.
…Bescheid weiß.
…Respekt und Ehre zollt.
…Zeit für dich hat.
…was schafft.
…gesund ist.
…kreativ ist.
…mitdenkt.
…Interesse an deinem Leben zeigt.
…zufrieden mit seiner Welt ist.
…auch kleine Dinge genießen kann.

Als Autist habe ich seit jeher angestrebt und den Großteil meiner Energie dafür eingesetzt, so zu sein wie ein Mensch, den jeder mag. Und ich lerne jeden Tag neue Regeln, wie mir das besser gelingen kann.
Ob es so einen Menschen – den jeder mag – überhaupt geben kann, habe ich dabei noch gar nicht so richtig hinterfragt…

Warum kann Oli auf große Reisen gehen?

Warum kann Oli auf große Reisen gehen?

Selbst ich denke an meine bisherigen Reisen etwas ungläubig zurück. Wie konnte ich das alles und dabei sogar noch Menschen in aller Welt begeistern und Freunde gewinnen?

Eine Reise mag mitunter wie das wildeste und unvorhersehbarste und überreizendste klingen, was Menschen so unternehmen, aber eigentlich ist es das nur sekundär.

Vorrangig ist eine Reise ein abgegrenzter Zeitraum, mit einem bestimmten Reiseziel- und Plan. Man bewegt sich zeitlich und örtlich bewusst und mit einem zuvor gewählten klaren Anspruch, was für eine Reise es sein soll.

Vorbereitungen trifft man ebenso: Man rüstet sich, packt und das immer viel zu viel, lernt Worte und Phrasen in einer fremden Sprache, erkundigt sich über Sicherheit und Umgebung, stimmt sich mit eventuellen Reisepartnern über Vorlieben ab und fasst gewisse Erwartungen.
Man reserviert Plätze, kauft Tickets, plant Events und kalkuliert Strecken und Ressourcen im Voraus.

Und alles das, damit man während der Reise entspannt cruisen kann, abbiegen kann, wo man abbiegen möchte, sich inspirieren lassen kann, sich frei fühlen, Sorgen hinter sich lassen, neues erleben.
Jede Komplikation auf Reisen ist verstärkt: Es werden Versicherungen abgeschlossen fürs Ausland, es gibt unendlich viele Angebote für Touristen, die Einheimischen haben größtenteils Verständnis für Touris, besonders für die, die sich gewissermaßen anpassen können.

Auf Reisen erleben viele Menschen das, was ich jeden Tag intensiv empfinde: Der Rahmen macht Entspannung erst möglich und bildet Raum für Kreativität und Leidenschaft.

Eine Sache ist ja auf Reisen eine besondere Errungenschaft: So zu sein wie die Locals, das zu machen, was die Locals machen, zu scheinen wie einer von ihnen, auch wenn es fern von der Komfortzone ist, in die man letztendlich wieder zurückkehren wird.

Warum kann Oli Hochzeiten fotografieren?

Warum kann Oli Hochzeiten fotografieren?

Ich kann das scheinbar mühelos, nichts anderes wird von einem Fotografen erwartet.

Ich bereite mich sorgfältig vor, kläre mit dem Brautpaar alle Erwartungen, lege fest, was ich leisten werde, was nicht drin ist und stimme mich ab, sodass keine Enttäuschung möglich ist und dass jeder über Limitationen und Komplikationen Bescheid weiß. Ich gehe möglichst alle Locations vorher ab, spreche mit Beteiligten, lasse mich genau über alle Konstanten und Variablen des Tagesablaufs aufklären und stelle sicher, dass ich mich zu jeder Zeit am gewünschten Ort befinde.
Erst wenn ich mir dann 100%ig klar bin über meine Rolle, dann kann ich innerhalb dieser geklärten Rahmenbedingungen alles an Kreativität, Freude und Andersartigkeit herauslassen, denn ich fühle mich sicher und willkommen in der geschaffenen Umgebung.
Unvorhergesehenes berechne ich auch mit ein, indem ich für alle Szenarien unter Beachtung der Rahmenbedingungen vorausdenke. Das braucht viel Energie, aber die nehme ich mir von den Tagen davor und danach oder ich zahle die nach und nach nach.

Ein Glück aber, dass solche Tage nicht allzu oft vorkommen, möchte man dann sagen, dass das nicht mein Alltag ist.
Aber so viel anders ist ein solcher Hochzeitstag nicht, als alle anderen Tage die ich unter Menschen verbringe.

Zu jedem Tag und zu jeder Interaktion will ich vorbereitet sein, wissen, was mich erwartet, möchte mich willkommen fühlen und sicher in meinem Dasein.
Jede Verschiebung von Tagesinhalten, auf die ich stets vorbereitet bin, triggert eine Neuberechnung von Grund auf, und das kostet viel Energie. Aber auch die Angst vor einer solchen Änderung und das panische Vorausberechnen jeder Möglichkeit und wie ich darauf angemessen reagieren könnte, lastet schwer auf mir. Besonders wenn „Spontanität“ eine Anforderung ist, sind 3 von 4 CPU-Kernen alleine dafür reserviert.
Ich möchte ja eine gute Performance zeigen und alle Erwartungen an mich weiter erfüllen. Und das ist auf der Arbeit genauso intensiv wie wenn ich eine Hochzeit fotografiere, nur mit anderen Inhalten und Aktivitäten.
Nur ist es schwierig, 40 Stunden jede Woche eine Hochzeit zu fotografieren.
Es macht es leichter, wenn im Vorfeld zu jedem einzelnen Tag auf der Arbeit oder wenn ich Menschen treffe, feststeht, was mich erwartet, was von mir erwartet wird und wo meine Kreativität willkommen ist. Wenn die Abläufe verlässlich sind und ich Variablen von Konstanten unterscheiden kann, ist das eine unendliche Entlastung und ich kann meine Energie in Leidenschaft fließen lassen.

Ich bin ein guter Fotograf geworden; nicht nur, weil ich das Handwerk beherrsche, sondern weil ich jeden sozial geprägten Tag meines Lebens so verlebe, weil ich das Gefühl von diesen Tagen schon immer gekannt habe, immer gelebt habe.
Das war nie einfach, aber es schien der Weg zu sein, den alle gehen. Und da hineinzupassen war doch immer schon das große Ziel, die große Herausforderung.

So ein Tag als Fotograf ist einer der wenigen, an denen ich mir selbst, aber größtenteils kommt das von außen, das Gefühl erlaube, was an vielen Alltagstagen einfach fehlt: Anerkennung, etwas geleistet zu haben.

Ausgebrannt

Dieses Update ist keins von Stolz, aber dafür ein ehrliches.

In den letzten Wochen bin ich auf einen neuen Status meiner Batterien gestoßen: Absolute Entladung.
Selbst nach einiger Zeit fern von der Arbeit, was sonst einen Unterschied für Belastbarkeit und Mut zum Weitermachen brachte, wollten sie keine Energie halten.

Nach einigen turbulenten Neuberechnungen, was ich nun verändern könne um die unliebsame Situation zu lösen, musste ich zum Entschluss kommen, dass ich nicht zuerst Veränderung, sondern vielmehr Ruhe brauche.

Mir war bewusst, dass ich fortwährend zusätzliche Energie einsetze um die Maske aufrecht zu erhalten, was ich aus besten Stücken tat, denn diese Maske kann Menschen glücklich machen.
Aber auch trotz dessen, dass ich kaum jemals diese ausgegebene Energie zurückbekam, und so über die Zeit eine Energieschuld aufbaute, gewöhnte ich mich an diese Art zu leben.
Mit der Diagnose und einigen Erleichterungen im Leben konnte ich meinen Job und viele funktionelle Fähigkeiten erhalten. Nur die Verschuldung stieg stetig an, bis ich unter ihrem Gewicht nachgab und das Fass überlief.

Das ist ein Thema, das wichtiger ist als weithin angenommen im Autismus, und könnte ein Grund dafür sein, dass ohne Anpassungen Komplikationen im Leben vorprogrammiert sind, egal wie rund und optimiert die Maske ist. Ein klares Zeichen für Erschöpfung: Wenn man ein Nickerchen mitten am Tag braucht, obwohl man nicht auf der Arbeit war.

Die folgende Grafik zeichnet den Fall in meine Energieverschuldung über die vergangene Hälfte meines Lebens auf und zuletzt den großen Knall ganz rechts:

Ich bin nun wiederum auf der Reise in Richtung Hilfe und Rehabilitation, wo das Leben schwer und schwierig wird, was es für niemanden sein muss.

Alles, was ich über mich und meine Bedürfnisse und Stärken gelernt habe, wird mich beim Verfolgen eines geeigneten Lebensstils unterstützen, damit ich wieder ein wahres Gleichgewicht erlange und das auf Dauer.
Es gibt noch so viel, das ich tun möchte, und ich möchte dazu gerne fähig sein.

Alltag ist nicht die einfachste Sache

Alltag ist nicht die einfachste Sache

Eine gute Geschichte muss bestimmte Elemente besitzen: Bedürfnisse, Furcht und allerhand Eigenschaften vom Charakter, ein Ziel, ein Handlungsrahmen, ein wenig Reiberei.

Und was ist das Leben, wenn nicht eine Geschichte, die erzählt wird?
Für wessen Ohren sie bestimmt ist, können wir selbst entscheiden. Wessen Vorstellungen sie entsprechen soll, können wir selbst entscheiden, aber nicht immer frei wählen. Manche unserer Bedürfnisse suchen wir uns aus, für andere können wir jedoch nichts. Der Rahmen ist ein ganzes Themengebiet für sich, da er aus unzähligen Variablen besteht!

Reibereien entstehen dann, wenn Menschen sich nicht auf Augenhöhe und auch nicht auf einer gemeinsamen Ebene begegnen können.

Ziele.

Ziiiiiiele.

Zieeeeeele.

Ach, krasses Zeug sind die! Wenn man sich die setzt, ernsthaft aber, dann können die tatsächlich erreicht werden. Wenn man sich keine setzt, dann bleibt alles wie es ist (es gibt Menschen die das mögen). Die zur Auswahl stehenden Ziele mögen sich zwar mit jeder unserer Entscheidungen verändern, aber das könnte lange nicht so gruselig sein wie man vermuten könnte.

Aber ich möchte über die Ziele sprechen, die die meisten Menschen gar nicht als Ziele bezeichnen würden. Und auch viele neurodivergente Personen haben es noch nicht entdeckt, was man alles als Ziel bezeichnen kann. Wir erlauben es uns gar zu selten zu sehen, WIE VIELE Ziele wir jeden Tag erreichen!

Zuerst die einfach zu sehenden, mit ihrer jeweiligen Bedingung:

  • Arbeit ist leicht mit einer klaren Aufgabe, wenn sie denn klar ist und man ihre Vollendung jeden Tag ohne Zweifel erkennen kann

  • Reisen ist leicht mit einem klaren Reiseplan, wenn er denn die Bedürfnisse erfüllt (z.B. die eigenen, persönlichen Bedürfnisse)

  • Projekte sind leicht mit einem klaren Sinn, wenn sie denn nur eine definierte Ziellinie haben

  • Das Leben mit anderen Menschen ist leicht, wenn klar kommuniziert ist was richtig und wichtig ist, wenn man denen nur vertrauen kann

Aber leben wir denn nur für Arbeit, für Reisen, für Projekte, um das zu tun was andere gerne haben?
Gibt es da nicht diesen ganzen Bereich, der sich zeitweise wie ein Vakuum anfühlt, wo sich dumme krumme Tätigkeiten finden, von denen manche Menschen manche gerne machen, manche andere Sachen gar nicht machen und wieder andere komplett gegensätzliche Vorstellungen davon haben, wie wichtig die alle sind?

Was ist das Ziel von Wäschewaschen, von gesunder Ernährung, von Staubsaugen, von Geschirrspülen, von Waschbeckenputzen, von Leutetreffen, von Rausgehen, von Weiterbildung, von Aussortieren, von Mückennetzen?

Alltag halt.

Von klaren Dingen angezogen, fühlt sich diese manchmal buchstäblich graue Zone von Grauzonen an wie das Rätsel des Lebens selbst, wird immer nur größer und wirft neue Fragen über neuen Fragen auf, worauf man sich keinen Reim machen kann.

Mit Sicherheit wurden alle einmal aus gutem Grunde erfunden, entwickelt und eingeführt, aber gerade dieser scheint oft weniger ersichtlich als die Traditionen und das Gehabe, das aus angelernten Verhaltensweisen entstand.
Als ein Grundsatzdenker möchte ich stets das Warum verstehen, aber im Alltag ist das Warum zu oft hinter vielen Zwischenlagen und konkurrierenden Interessen verschleiert.

Ohne einen griffigen wahren Grund bemühe ich mich immer um eine naheliegende Sinnhaftigkeit für jede Aktivität, finde ein Überbrückungsziel, das mit meinen persönlichen Werten und den Elementen meiner Geschichte übereinstimmt.

Und wenn es mal keinen großen Bogen in meiner Geschichte zu durchleben gibt, fokussiere ich mich eben auf die kleineren, die ebenso dramatisch, befriedigend und glückbringend an und für sich sein können!

Es ist leicht, immer gesagt zu bekommen, was man tun soll. Der Grund, warum wir es tun, ist letztendlich glücklich zu sein. Und schnell zu Glück zu finden, wenn wir mal nichts vorgesagt bekommen, in unserer Freizeit, nach unseren eigenen Regeln, anhand einer ganz einzigartigen Geschichte, das ist eine beachtliche Kraft!