Dänemark zu Zeiten…

Wenn man öfters in Dänemark war, stößt man auf so einige Unterschiede zwischen den Jahren. Nicht so sehr vom Haus, in dem man urlaubt, auch nicht so sehr von den Menschen, mit denen man reist, nicht so sehr von den günstigen Blu-Rays, die man findet, auch nicht so sehr vom Wetter, vom Essen, von den Süßigkeiten und Spiel und Spaß.

Den größten Unterschied macht die eigene Lage, aus der heraus man sich auf diese altbekannte Reise begibt.
Ich hatte manche haarigere, manche heitere, manche stressigere, manche ultimativ entspannende Zeit in Dänemark.
Aber noch nie eine wie diese, nachdem ich eine so lange Pause von der Arbeit hatte und in den letzten Zeiten doch so viel über mich selbst lernen durfte. Es fühlt sich an, als wäre mein Leben an einem Wendepunkt, und ich habe weniger Angst, eher Freude darauf, was die Zukunft für mich und für meine Lieben bereithält…

 

Warum konnte Oli damals alles und jetzt nicht mehr?

Warum konnte Oli damals alles und jetzt nicht mehr?

Weil ich damals meine Bedürfnisse hintenan und allem anderen unterstellt habe.
Und das noch nicht einmal böswillig, sondern mit bestem Wissen über mich selbst und Gewissen!
Das hat 2 Folgen gehabt: Ich habe über meine Komfortzone hinaus leben können und habe doch immer nach Rahmen gesucht, die stabil genug waren, um in ihnen zu leben.

 

Auch ein stetig sinkender Graph bietet die mir so wichtige Sicherheit und Stabilität im Leben.

2 Grundlagen hatte das: Einmal habe ich in meinem Elternhaus die wahrscheinlich komfortabelste, wenn auch nicht für mein Alter angemessenste, Umgebung gehabt und auf der anderen Seite habe ich meine Masken immer weiter so gestaltet, dass ich möglichst so sein könnte wie alle anderen.

Die Schmerzen, Unsicherheiten, Energielosigkeit und die große angehäufte Energie-Schuld habe ich einfach mit nach Hause genommen. Ich habe Ängste und Not erlebt und mir noch nicht einmal erlaubt, diese als solche anzuerkennen, weil es nicht in die ausgefeilte Maske des Olis passte, den ich immer weiter optimiert und zugeschnitten habe.
Ich hatte schon immer den Verdacht, irgendwo anders zu sein als alle anderen, aber ohne eine klinische Diagnose konnte ich mir nichts anmaßen und konzentrierte mich aufs Glücklichsein. Aber diese schweren Gedanken hatten nur dann Platz, wenn ich die Maske im Schutz meiner Komfortzone fallen ließ, denn eine solche Maske ist immens schwer.

 

Wie eine Ritterrüstung, mit der man zwar jeden Ansturm überlebt, aber die nur bedingt für lange Märsche geeignet ist.

Und wo die Zweifel immer unausweichlicher wurden, machte ich mich auf, der Sache auf den Grund zu gehen.
Diagnose Autismus.

Ich habe nun keine Ausrede mehr, meine Bedürfnisse zu ignorieren und meinen Lebensstil der Maske zu opfern.

 

Ich möchte ich sein, ob auf Arbeit oder im Stillen daheim.

Und selbst dieses Ich ist so sehr mit der Maske verschmolzen, dass ich große Schwierigkeiten habe, das einfach zu trennen.

Das letzte Jahr war geprägt von 2 großen Projekten:
Erst die Wiederaufnahme der Arbeit, mit eigenem Raum, mit neuen Aufgaben, mit mehr Selbstachtung.
Dann kam mit frischer Energie der Auszug aus dem Elternhaus, mit neuen Herausforderungen und einer neuen Art täglich zu leben, mit Verantwortung in vielen neuen Bereichen mir selbst und anderen gegenüber.

 

Ich bin erwachsen geworden.

Dank der Rückzugsmöglichkeit aus dem Großraumbüro und dem frühen Feierabend konnte ich der neuen Masse an Verantwortlichkeiten standhalten und leben.
Nicht wenig geholfen hat dabei die Sicherheit von außen, dass ich in dieser Arbeitsweise willkommen und okay bin.
Sobald ich daran zu zweifeln habe oder gar diese Bedürfnisse aus jeglichen Gründen missachte, tötet das meine Freude und die Folgen davon saugen alle Energie.

 

Mein Leben dreht sich hauptsächlich um die Balance: Jede Änderung setzt mir zu, jede Stetigkeit entspannt mich.

Und wenn nach dem Ausbalancieren keine Energie übrig bleibt, kann es vorkommen, dass ich sogar vergesse, warum genau es mir gut geht oder welche unerwartete Änderung mir den Garaus machen würde. Denn da befinde ich mich auf einer Abwärtsspirale, ohne es zu merken, ohne mich an gesunden Gewohnheiten festhalten zu können, ohne mir Hilfe zu holen.

Ich bin darauf programmiert, das Gute zu sehen. Das allein lässt das Schlechte aber nicht verschwinden und ich sehe es erst viel zu spät, wenn ich es nicht akzeptiere und damit gesund umgehen lerne.

 

Ein Pinguin an Land hat ganz andere Fähigkeiten als dasselbe Tier im Wasser.

Jeder mag einen Menschen der…

Jeder mag einen Menschen der…

…dir geduldig und aktiv zuhört.
…dir Aufmerksamkeit schenkt.
…sich viele Dinge merkt.
…sorgfältig ist und Dinge korrekt macht.
…auf Details achtet.
…guten Rat geben kann.
…erklären kann, warum er tut, was er tut.
…Freundschaften aufrecht erhält.
…ehrlich ist und authentisch.
…freundlich und fröhlich ist.
…hilft und unterstützt.
…dich glücklich macht.
…Rücksicht nimmt auf sein Umfeld.
…inspirierend wirkt.
…es einfach und entspannt gestaltet.
…großzügig ist.
…dich zum Lachen bringen kann.
…zuverlässig ist und pünktlich.
…unaufdringlich ist.
…nicht nachtragend ist.
…verständnisvoll und weltoffen ist.
…flexibel und spontan sein kann.
…reflektiert ist.
…lernfähig ist.
…sich meldet.
…danach fragt, was dir wichtig ist.
…dich so annimmt wie du bist.
…offen für Neues ist.
…seine Werte konsequent vertritt.
…ordentlich ist.
…gut riecht.
…takt- und geschmackvoll ist.
…Wärme und Nahbarkeit ausstrahlt.
…vertrauenswürdig ist.
…Geheimnisse für sich behält.
…sich angemessen ausdrücken kann.
…Bescheid weiß.
…Respekt und Ehre zollt.
…Zeit für dich hat.
…was schafft.
…gesund ist.
…kreativ ist.
…mitdenkt.
…Interesse an deinem Leben zeigt.
…zufrieden mit seiner Welt ist.
…auch kleine Dinge genießen kann.

Als Autist habe ich seit jeher angestrebt und den Großteil meiner Energie dafür eingesetzt, so zu sein wie ein Mensch, den jeder mag. Und ich lerne jeden Tag neue Regeln, wie mir das besser gelingen kann.
Ob es so einen Menschen – den jeder mag – überhaupt geben kann, habe ich dabei noch gar nicht so richtig hinterfragt…

Warum kann Oli auf große Reisen gehen?

Warum kann Oli auf große Reisen gehen?

Selbst ich denke an meine bisherigen Reisen etwas ungläubig zurück. Wie konnte ich das alles und dabei sogar noch Menschen in aller Welt begeistern und Freunde gewinnen?

Eine Reise mag mitunter wie das wildeste und unvorhersehbarste und überreizendste klingen, was Menschen so unternehmen, aber eigentlich ist es das nur sekundär.

Vorrangig ist eine Reise ein abgegrenzter Zeitraum, mit einem bestimmten Reiseziel- und Plan. Man bewegt sich zeitlich und örtlich bewusst und mit einem zuvor gewählten klaren Anspruch, was für eine Reise es sein soll.

Vorbereitungen trifft man ebenso: Man rüstet sich, packt und das immer viel zu viel, lernt Worte und Phrasen in einer fremden Sprache, erkundigt sich über Sicherheit und Umgebung, stimmt sich mit eventuellen Reisepartnern über Vorlieben ab und fasst gewisse Erwartungen.
Man reserviert Plätze, kauft Tickets, plant Events und kalkuliert Strecken und Ressourcen im Voraus.

Und alles das, damit man während der Reise entspannt cruisen kann, abbiegen kann, wo man abbiegen möchte, sich inspirieren lassen kann, sich frei fühlen, Sorgen hinter sich lassen, neues erleben.
Jede Komplikation auf Reisen ist verstärkt: Es werden Versicherungen abgeschlossen fürs Ausland, es gibt unendlich viele Angebote für Touristen, die Einheimischen haben größtenteils Verständnis für Touris, besonders für die, die sich gewissermaßen anpassen können.

Auf Reisen erleben viele Menschen das, was ich jeden Tag intensiv empfinde: Der Rahmen macht Entspannung erst möglich und bildet Raum für Kreativität und Leidenschaft.

Eine Sache ist ja auf Reisen eine besondere Errungenschaft: So zu sein wie die Locals, das zu machen, was die Locals machen, zu scheinen wie einer von ihnen, auch wenn es fern von der Komfortzone ist, in die man letztendlich wieder zurückkehren wird.

Warum kann Oli Hochzeiten fotografieren?

Warum kann Oli Hochzeiten fotografieren?

Ich kann das scheinbar mühelos, nichts anderes wird von einem Fotografen erwartet.

Ich bereite mich sorgfältig vor, kläre mit dem Brautpaar alle Erwartungen, lege fest, was ich leisten werde, was nicht drin ist und stimme mich ab, sodass keine Enttäuschung möglich ist und dass jeder über Limitationen und Komplikationen Bescheid weiß. Ich gehe möglichst alle Locations vorher ab, spreche mit Beteiligten, lasse mich genau über alle Konstanten und Variablen des Tagesablaufs aufklären und stelle sicher, dass ich mich zu jeder Zeit am gewünschten Ort befinde.
Erst wenn ich mir dann 100%ig klar bin über meine Rolle, dann kann ich innerhalb dieser geklärten Rahmenbedingungen alles an Kreativität, Freude und Andersartigkeit herauslassen, denn ich fühle mich sicher und willkommen in der geschaffenen Umgebung.
Unvorhergesehenes berechne ich auch mit ein, indem ich für alle Szenarien unter Beachtung der Rahmenbedingungen vorausdenke. Das braucht viel Energie, aber die nehme ich mir von den Tagen davor und danach oder ich zahle die nach und nach nach.

Ein Glück aber, dass solche Tage nicht allzu oft vorkommen, möchte man dann sagen, dass das nicht mein Alltag ist.
Aber so viel anders ist ein solcher Hochzeitstag nicht, als alle anderen Tage die ich unter Menschen verbringe.

Zu jedem Tag und zu jeder Interaktion will ich vorbereitet sein, wissen, was mich erwartet, möchte mich willkommen fühlen und sicher in meinem Dasein.
Jede Verschiebung von Tagesinhalten, auf die ich stets vorbereitet bin, triggert eine Neuberechnung von Grund auf, und das kostet viel Energie. Aber auch die Angst vor einer solchen Änderung und das panische Vorausberechnen jeder Möglichkeit und wie ich darauf angemessen reagieren könnte, lastet schwer auf mir. Besonders wenn „Spontanität“ eine Anforderung ist, sind 3 von 4 CPU-Kernen alleine dafür reserviert.
Ich möchte ja eine gute Performance zeigen und alle Erwartungen an mich weiter erfüllen. Und das ist auf der Arbeit genauso intensiv wie wenn ich eine Hochzeit fotografiere, nur mit anderen Inhalten und Aktivitäten.
Nur ist es schwierig, 40 Stunden jede Woche eine Hochzeit zu fotografieren.
Es macht es leichter, wenn im Vorfeld zu jedem einzelnen Tag auf der Arbeit oder wenn ich Menschen treffe, feststeht, was mich erwartet, was von mir erwartet wird und wo meine Kreativität willkommen ist. Wenn die Abläufe verlässlich sind und ich Variablen von Konstanten unterscheiden kann, ist das eine unendliche Entlastung und ich kann meine Energie in Leidenschaft fließen lassen.

Ich bin ein guter Fotograf geworden; nicht nur, weil ich das Handwerk beherrsche, sondern weil ich jeden sozial geprägten Tag meines Lebens so verlebe, weil ich das Gefühl von diesen Tagen schon immer gekannt habe, immer gelebt habe.
Das war nie einfach, aber es schien der Weg zu sein, den alle gehen. Und da hineinzupassen war doch immer schon das große Ziel, die große Herausforderung.

So ein Tag als Fotograf ist einer der wenigen, an denen ich mir selbst, aber größtenteils kommt das von außen, das Gefühl erlaube, was an vielen Alltagstagen einfach fehlt: Anerkennung, etwas geleistet zu haben.