Woche 3

Ich habe es mir ein wenig gemütlich gemacht. Anstatt der Deckenlampe spendet die am Boden stehende Kugelleuchte gedämpftes Licht. Mein Thermos steht mir zur Seite und ich habe Musik angemacht. Leise, denn es ist ja schon spät…
Draußen prasselt der Regen an die Fensterscheiben, die Nacht wird von Blitz und Donner zerrissen…

Mir schwirrt der Kopf ein wenig. So viele Dinge erlebe ich und ebenso viele kommen auf mich zu und noch mehr Dinge schiebe ich vor mir her. Von Treffen mit lieben Freunden aus der Heimat und solcher die man in Neuseeland kennengelernt hat über Autoformalitäten, Geburtstagen, Arbeitssuche, technischen Plänkeleien am Computer und häuslichen Pflichten bis hin zu den lieben Theaterproben.

Von einer solchen bin ich gerade zurückgekommen. Und da ist es mir wieder in den Sinn gekommen. Es ist fast alles genauso wie es war. Nicht viel verändert sich. Und auch man selber erscheint in diesem alten Licht so gewohnt als wäre man nie weg gewesen. Man geht durch die mehr oder weniger bekannten Straßen in die mehr oder weniger bekannten Ecken und muss gar nicht daran denken. An die 17 Monate, die man im Ausland war. An die Zeit wo die Familie und Freunde, die einen jetzt wie selbstverständlich umgeben, mich vermisst hatten.

Man fällt allzu leicht in alte Gewohnheiten zurück, wo man sich doch ‚dort‘ so gefreut hatte sie abzulegen. Es geht jetzt ja auch so. Es geht ja auch wie früher.
Was bleibt dann? Sind es nur die Mitbringsel, die man in das Regal stellt? Sind es die Fotos, die man auf der Festplatte hat? Sind es die ‚dort‘ gekauften Klamotten?
Es sind die unzähligen Erinnerungen. Es sind die vielen neuen Kontakte, die man sich nicht erträumt hatte eines Tages zu pflegen. Es sind die Freunde, die man sein Eigen nennen darf. Es sind die Schritte die man gehen musste, hin zur Selbstständigkeit und Selbsterkennung. Es sind die Lektionen, aus denen man fürs Leben gelernt hat.

Und das alles war jetzt. Es liegt hinter mir. Es liegt da und es ist nun an mir, damit etwas anzufangen. Was habe ich gelernt? Was wende ich an? Wie beeinflusst diese lange Zeit meines Lebens mein Dasein?

Ihr seht, auch für tiefe Gedanken bleibt mir Zeit…
Ich denke, also bin ich.

 

 

Die Heimkehr

Ich habe gerade den Rasen gemäht und vorm Haus gefegt.

Alle Handgriffe saßen, als ob ich es erst gestern zuletzt getan hätte. Dann wieder nach oben in mein Zimmer und erstmal Musik an. Mein alter Computer läuft auch wieder und im Browser stoße ich auf einen Ordner mit Lesezeichen.
Da lese ich von Reisetipps, Packlisten und Neuseeland… Nie war diese Sammlung an Informationen unwichtiger für mich als heute.

Denn ich war da. Überall bin ich jetzt gewesen.
Man informiert sich, plant, geht hin, erlebt und…erinnert sich. Das ist der Ablauf.

Aber bevor ich hochphilosophische Thesen erbringe, wollte ich euch an dieser Stelle von dem Moment erzählen als ich ankam. In Deutschland. Daheim.

Nach einem angenehmen Flug, auf dem mir zu viel Deutsch geredet wurde (lag an der Fluggesellschaft) und einer kleinen Wartezeit nahm ich meinen Koffer mit auf die letzte Etappe.

Bevor meine Reise in den Armen meiner Familie ihr Ende nahm, machte ich ein letztes Foto:

Ehe ich es fassen konnte, saß ich neben dem als ob selbstverständlich dastehenden Flügel, lauschte den bekannten Tönen der Hände meines Bruders und hielt ein kleines Kind im Arm.
Zu meiner großen Überraschung war auch Vincent mitsamt Eltern Teil des Empfangs! Ich ließ mich einfach mitreißen und schon waren wir auf der Autobahn.

Meine Lieben haben mir den lang angekündigten Wunsch erfüllt und tatsächlich hielten wir an einer Raststätte an um uns an erlesener Speise gütlich zu tun.

Überbackene Brötchen mit Mamas Guacamole. 🙂

Und dann, dann war ich zu Hause. Alles bekannt und doch alles neu…

Wieder hier

Ich hab‘ jetzt ja Zeit.

Zeit, mich einzuleben. Zeit, wieder mehr zu korrespondieren. Zeit, die vergangenen 17 Monate aufzubereiten. Zeit, in Ruhe alle Leute wiederzusehen.

Zeit… Eine Woche ist zerronnen wie nichts!

Jetzt sitze ich hier im Schlaraffenland. Mama kocht wieder ihre umwerfenden Mahlzeiten, meine so vermissten Lautsprecher tun ihren Dienst und die Aufrüstbauteile für meinen Computer werden auch schon nach und nach geliefert.

Alleine mit diesem Eintrag warte ich schon ein paar Tage zu viel.
Habe ich euch nicht versprochen, weiter zu berichten? Gut, die meisten meiner Leser können jetzt einfach wieder mit mir reden, aber doch möchte ich hier nicht faul werden!

Deshalb nutze ich diesen Artikel dazu, zurück daheim das Blogger-Eis zu brechen. Nähere Artikel zur Heimkehr an sich und zu Eindrücken der nächsten Tage kommen nach. Denn erste Eindrücke reißen auch nach einer Woche nicht ab!

In den weichen Federn von Hotel Mama kann man schnell in einen tiefen Schlaf fallen.
Aber das wäre doch zu schade um alles, was es zu erleben und entdecken gibt!

Meine Reise geht weiter, bleibt dran!

Jeder Tag gehört irgendwann der Vergangenheit an…

You have come to Journey’s End

„Lay down your sweet and weary head.“

Es war einmal ein Junge, der seine Sachen packte. Alle Sachen die er glaubte, in Neuseeland zu brauchen. Wusste er, was ihn erwartet? Nicht wirklich. Er wusste wohin es gehen sollte und was sein Plan dort war, aber er wusste nicht, wie es werden würde.

In Bangkok packte er dann zum letzten Mal seinen Koffer. Die große Bürde, den Schatz an Gütern und Erinnerungen, die sicher daheim ankommen sollten.

524 Tage ist es her…

Er wusste am Anfang Dezember 2014 nicht, wo er heute sein würde. Er wusste nicht, mit wem er heute schreiben würde. Er wusste nicht, für wessen Leben er sich heute interessieren würde. Er wusste nicht, welche Orte er einmal Zuhause genannt haben würde. Er wusste nicht, wie ihn seine Reise verändern würde. Er wusste nicht, wie sehr er sich einmal die Heimkehr herbeisehnen würde.

Er wusste nicht, wie zufrieden er am Ende seiner Reise dasitzen würde. Am Flughafen in Bangkok. Vom letzten Bargeld einen Kaffee gekauft. Das Lied im Ohr.
Bald wird er daheim sein. Er wird seine Familie in die Arme schließen. Er wird dort bleiben können. Er wird vieles aus einer neuen Perspektive sehen. Er wird Einladungen, das Essen daheim und seine Verwandten und Freunde mehr schätzen.
Er wird still in seinem schönen Zimmer sitzen und über die vergangene Zeit nachdenken. Er wird seinen Freunden schreiben, ihnen erzählen wie er sich freut sie kennengelernt zu haben. Er wird erkennen, wie wunderbar mit großem Glück seine lange Reise gesegnet war…

Er wird sich ausruhen können. Er wird nicht mehr den Druck haben, jeden Tag etwas zu erleben nur weil man unterwegs ist. Er wird seine Besitztümer fein verstauen können und auf jede weitere Reise nur das nötigste mitnehmen. Er wird den Schlüssel zu seinem Zuhause nicht abgeben müssen. Er wird seinen Neffen ins Herz schließen. Er wird vielen Menschen von seiner Reise berichten.

Er wird irgendwann die noch so frischen Erinnerungen an Bangkok der gesamten Reise zuordnen können. Vielleicht wird er sich wundern, wie wenig er von der Stadt gesehen hat. Aber die Ruhe vor der Heimreise war sehr wohltuend…
Er wird sich die Bilder ansehen können und sich erinnern…

 

 

 

 

Jetzt ist meine Zeit abgelaufen. Ich habe 5 Länder gesehen, eins gründlicher, das andere flüchtiger… Ich habe in den unterschiedlichsten Orten gelebt. Ich habe circa 45.000 Bilder geschossen, davon mehr als 38.000 in Neuseeland. Ich habe unzählige Freunde auf meiner Reise gewonnen. Ich habe euch in über 100 Blogeinträgen über meine Zeit im Ausland berichtet und ich werde weiter schreiben. Denn jetzt fängt die wohl wichtigste Zeit meiner Reise an…

„What can you see on the horizon?“

Ich muss durch den Monsun

Die vorletzte Station meiner Reise, Krabi in Thailand, erreichte ich nach einer langen und nicht gerade gemütlichen Busfahrt. Ich hatte für den Ort, wie auch für die Malaysia und Singapur, 2 Nächte eingeplant und neben einer tollen Inseltour feinstes Gewitter- und Regenwetter erlebt.

Im Dunkeln das Hostel wiederfinden ist eins, in reißenden Sturzbächen was anderes…

Aber der Reihe nach: Ich verabschiedete mich also von Penang und Georgetown und stieg in den Minivan in Richtung Thailand. Minivans sind eigentlich nicht die richtige Bezeichnung. Mobile Hüpfburg trifft es in Verbindung mit den Straßen hier schon eher.
Eigentlich sollte ich von Anfang bis zum Ende mit einem Ticket durchfahren können, aber das klappt nur wenn man den Bus nicht verlässt. In Hat Yai hinter der thailändischen Grenze wurden wir dann ausgesetzt und am Busbahnhof aufgeteilt.
Das Vokabular für solche Situationen beschränkt sich auf ein einziges Wort. In meinem Fall ‚Krabi.‘ Ich wurde zu einem Schalter bugsiert und erklärte der jungen Dame mithilfe des einen Wortes das sie verstand was meine Mission war.
Ihr zu erklären dass ich schon bezahlt hätte beeindruckte nicht. Ich musste ein neues Ticket kaufen. Viel Geld kostet sowas nicht, ist aber dennoch nicht ideal…
 
Nun, dann ging es ab in die nächste Hüpfburg, die leider weit ungemütlicher und heruntergekommener war als die erste. 12 Personen und die brennende Sonne machten das Klima im Auto drückend, aber wenigstens durch das Gewackel der Straße kam etwas Bewegung in die Luft.

Der Minivan-Umschlagplatz in Hat Yai.

Endlich in Krabi Town angekommen, bezog ich mein geräumiges Zimmer, buchte die Weiterfahrt und die Inseltour für den nächsten Tag bei dem sehr freundlichen Hostelbesitzer und machte einen kleinen Spaziergang:

Die Ampeln in Krabi Town sind Kunstwerke!

Tom Yam.

Am nächsten Tag ging es auf die ‚Seven Island Sunset Tour‘. Aber von den 7 Inseln waren ein paar Teil des National Park und kosten extra. Ich habe mir das Geld gespart und war glücklich damit.
Es ging in einem Tuktuk zum Pier. Dieses Gefährt hat eine Fahrerkabine und eine Art personengerechte Ladefläche hinten drin. Das allernormalste öffentliche Verkehrsmittel hier! 🙂

Aus dem Tuktuk heraus.

So sehen die Boote aus, auf denen wir Touristen verladen werden.

Wir wurden dann eingeteilt, je nach dem ob wir den National Park mitnehmen wollten oder nicht. Später erfuhr ich von den anderen, dass es das Geld nicht wert gewesen sein sollte…
Der Tag sah so aus: Ein steter Wechsel vom kleinen zum großen Boot, zweimal Schnorcheln mit Riffen und exotischen Fischen, ein Inselbesuch mit Abendessen und etwas Unterhaltung und später dann schwimmen in floureszierendem Plankton… Letzteres war mein Highlight! Du bist also im pechschwarzen Wasser (wenn die Boote dann mal das Licht ausmachen) und bringst durch schnelle Handbewegungen im Wasser die kleinen Partikel zum leuchten. Wie in einem Computerspiel! 😀
Von den Schwimmaktionen gibt es leider keine Fotos… Meine Kamera ist zwar toll, aber noch nicht wasserdicht. 😉

Die Stars dieser Gewässer am Tage sind auf jeden Fall die steil aufragenden Felsen…

Chicken Island.

 

 

Wie kommen Stalaktiten im Freien zustande?

 

 

Der Sonnenuntergang versteckte sich hinter Wolken.

Eine mehr oder weniger professionelle Feuershow am Abend…

Auf dem Rückweg traf es wieder so, dass ich mit den selben Leuten zurück in die Stadt fuhr. 7 IndonesierInnen die den National Park gesehen hatten, eine Britin aus Japan mit der ich den Tag über unterwegs war und meine Wenigkeit.
Die Stimmung war grandios nach dem erlebten Tag! Wir begannen, jede Nationalität nacheinander, uns Lieder vorzusingen und so brachte es der Tag zu einem tollen Abschluss…
Musik ist mehr, Musik verbindet!

 

 

Die Rückfahrt im Tuktuk.

 

 

The next day I would be collected by the bus to Bangkok at 4pm and the time until then I used to see the beach at Ao Nang.

So sieht übrigens mein Gepäck aus, wenn es mal wieder explodiert ist…

Als Elektroniker weiß ich nicht, ob ich staunen oder die Stirn runzeln soll. 😀

 

 

Und wieder ergoss sich der von den Einheimischen lang ersehnte Regen über das Land.

Das Busterminal in Krabi. Hier wurden wir gut zahlenden Touristen wie Hühner in die Busse aufgeteilt.

 

 

Und noch ein schöner Fakt zu Busreisen in Thailand oder Südostasien generell: Kundenorientierung ist ein Fremdwort. Der Bus, in den wir in Krabi einstiegen hielt nach etwa einer Stunde und es hieß: „Bangkok change bus! Bangkok change bus!“ Also alle raus, Gepäck genommen und in den nächsten Bus.
Dieser war grün beleuchtet (#00FF00) und härter aufgehängt als jeder Opel Manta! Im oberen Stockwerk, in dem ich Platz nahm, machte sich das bemerkbar indem einfach ALLES äußerst geräuschvoll rüttelte, wackelte und schüttelte. Irgendwann sagte ich mich von jedem Schlafversuch ab und nahm meinen akustischen Schnuller in den Mund oder eher ins Ohr. Ein Hoch auf meine Kopfhörer!! 😀

Bangkok empfing mich mit einem lügenden und unverschämt teuren Taxifahrer, dem ich aber trotzdem einen 60% Rabatt auf den zuerst genannten Betrag abschlug, sodass er kein Wort mehr mit mir wechselte auf der Fahrt. Um 6 Uhr morgens, nach einer alles andere als entspannenden Busfahrt von Scammern überfallen werden, das ist schon ziemlich kriminell! Aber was soll’s, ich bin bald eh‘ daheim und kann mich von allen Strapazen ausruhen.

Heute ist schon der letzte volle Tag meiner langen Reise. Ich werde ein wenig durch Bangkok schlendern, aber es ruhig angehen lassen. Ich brauche keine Aufregung mehr…