Warum konnte Oli damals alles und jetzt nicht mehr?

Warum konnte Oli damals alles und jetzt nicht mehr?

Weil ich damals meine Bedürfnisse hintenan und allem anderen unterstellt habe.
Und das noch nicht einmal böswillig, sondern mit bestem Wissen über mich selbst und Gewissen!
Das hat 2 Folgen gehabt: Ich habe über meine Komfortzone hinaus leben können und habe doch immer nach Rahmen gesucht, die stabil genug waren, um in ihnen zu leben.

 

Auch ein stetig sinkender Graph bietet die mir so wichtige Sicherheit und Stabilität im Leben.

2 Grundlagen hatte das: Einmal habe ich in meinem Elternhaus die wahrscheinlich komfortabelste, wenn auch nicht für mein Alter angemessenste, Umgebung gehabt und auf der anderen Seite habe ich meine Masken immer weiter so gestaltet, dass ich möglichst so sein könnte wie alle anderen.

Die Schmerzen, Unsicherheiten, Energielosigkeit und die große angehäufte Energie-Schuld habe ich einfach mit nach Hause genommen. Ich habe Ängste und Not erlebt und mir noch nicht einmal erlaubt, diese als solche anzuerkennen, weil es nicht in die ausgefeilte Maske des Olis passte, den ich immer weiter optimiert und zugeschnitten habe.
Ich hatte schon immer den Verdacht, irgendwo anders zu sein als alle anderen, aber ohne eine klinische Diagnose konnte ich mir nichts anmaßen und konzentrierte mich aufs Glücklichsein. Aber diese schweren Gedanken hatten nur dann Platz, wenn ich die Maske im Schutz meiner Komfortzone fallen ließ, denn eine solche Maske ist immens schwer.

 

Wie eine Ritterrüstung, mit der man zwar jeden Ansturm überlebt, aber die nur bedingt für lange Märsche geeignet ist.

Und wo die Zweifel immer unausweichlicher wurden, machte ich mich auf, der Sache auf den Grund zu gehen.
Diagnose Autismus.

Ich habe nun keine Ausrede mehr, meine Bedürfnisse zu ignorieren und meinen Lebensstil der Maske zu opfern.

 

Ich möchte ich sein, ob auf Arbeit oder im Stillen daheim.

Und selbst dieses Ich ist so sehr mit der Maske verschmolzen, dass ich große Schwierigkeiten habe, das einfach zu trennen.

Das letzte Jahr war geprägt von 2 großen Projekten:
Erst die Wiederaufnahme der Arbeit, mit eigenem Raum, mit neuen Aufgaben, mit mehr Selbstachtung.
Dann kam mit frischer Energie der Auszug aus dem Elternhaus, mit neuen Herausforderungen und einer neuen Art täglich zu leben, mit Verantwortung in vielen neuen Bereichen mir selbst und anderen gegenüber.

 

Ich bin erwachsen geworden.

Dank der Rückzugsmöglichkeit aus dem Großraumbüro und dem frühen Feierabend konnte ich der neuen Masse an Verantwortlichkeiten standhalten und leben.
Nicht wenig geholfen hat dabei die Sicherheit von außen, dass ich in dieser Arbeitsweise willkommen und okay bin.
Sobald ich daran zu zweifeln habe oder gar diese Bedürfnisse aus jeglichen Gründen missachte, tötet das meine Freude und die Folgen davon saugen alle Energie.

 

Mein Leben dreht sich hauptsächlich um die Balance: Jede Änderung setzt mir zu, jede Stetigkeit entspannt mich.

Und wenn nach dem Ausbalancieren keine Energie übrig bleibt, kann es vorkommen, dass ich sogar vergesse, warum genau es mir gut geht oder welche unerwartete Änderung mir den Garaus machen würde. Denn da befinde ich mich auf einer Abwärtsspirale, ohne es zu merken, ohne mich an gesunden Gewohnheiten festhalten zu können, ohne mir Hilfe zu holen.

Ich bin darauf programmiert, das Gute zu sehen. Das allein lässt das Schlechte aber nicht verschwinden und ich sehe es erst viel zu spät, wenn ich es nicht akzeptiere und damit gesund umgehen lerne.

 

Ein Pinguin an Land hat ganz andere Fähigkeiten als dasselbe Tier im Wasser.