Warum Computerspiele und Filme?

Manche meiner Leidenschaften sind ganz klassisch, vielleicht auch stereotypisch für Menschen mit Autismus.
Man könnte es Nerdkram nennen.

Seit den Tagen meiner Kindheit hege ich eine Faszination für Computer und für Filme (und auch Serien) und Spiele, beinahe generell.

 

Erstmal Computerspiele und so

Nebst dem emsigen Sammeln digitaler Güter, in Zeiten wo diese noch seltener und wertvoll waren, und dem Durchsuchen von Spieldateien und den Ordnern des Betriebssystems, sollte mein Interesse an den zugrundeliegenden Elementen der digitalen Welt immer ein spezielles sein, parallel zu dem offensichtlichen Angebot an Spaß und Zerstreuung.

So sehr Videospiele aber auch dazu gemacht sind, Spaß zu machen, so sehr da die Frage, warum manche Menschen so zufrieden damit sein können, sie täglich und tagelang und den ganzen Tag lang zu spielen?

Sicherlich, es spricht den ganzen Glücks-Apparat im Hirn an, aber tut das die „Welt da draußen“ nicht auch?
Oder ist diese Welt da draußen viel mehr verwirrend und unordentlich, wohingegen ein Computerspiel klare Regeln, Mechaniken, Ziele und auch Tricks hat?

Bei einem Computerprogramm kann man sich immer des Designs sicher sein (Bugs mal ausgenommen und weniger gut gelungene Werke) und worauf es abzielt.

Ein Computerspiel, eigentlich ja auch jedes Brettspiel, beginnt damit, ein Ziel aufzuzeigen, die Regeln zu benennen und jeden Aspekt seiner Welt zu der Zeit zu erklären, wo der Spieler es braucht.
So kann man sich immer sicher sein, eine Chance oder auf Wunsch auch eine ordentliche Herausforderung zu haben, um im Spiel und in der jeweiligen Welt erfolgreich zu sein.

Man kann immer (weil Computer mit 1en und 0en arbeiten) Logik erwarten.
Ein wahrlich beruhigender Gedanke, finde ich zumindest.

 

Zahlen. Gehen. Hoch!

Erfolg ist ein stacheliger Kletterbaum.

Nun, warum sollte man auf irgendeinem stacheligen Kletterbaum so hoch hinaufklettern wie man kann? Naja, die anderen können ja so so hoch klettern, schau doch mal! Du willst doch nicht einer von den Verlierern da unten sein, oder?
Das bringt eine Gesellschaft zum Streben nach Fortschritt, das ist der Grund, warum wir immer höhere Türme und schnellere Autos bauen und uns über eine Lohnerhöhung freuen.
Aber ist das alles eine gute Sache? Das kommt auf die eigenen Ziele an. Nur können diese sehr schwer von denen zu unterscheiden sein, die die Gesellschaft uns als selbstverständlich vorgeben möchte.

Und es ist nicht abzustreiten, dass manche Erfolge auch so manche Annehmlichkeit im Leben erlauben.

Während aber in der „echten Welt“ Zahlen nur in ausgewählten Bereichen des Lebens unser Schicksal bestimmen, sind in Computerspielen Zahlen die vorherrschenden Bestimmer des Erfolgs: Level, Schnelligkeit, Schaden, Kapazität, auch Geld und andere Währungen.

Außerhalb von Spielen gibt es zwar auch solche Zahlen, aber deren Bedeutung ist durch die ganzen versteckten und nicht gleich ersichtlichen Faktoren viel weniger greifbar als im Spiel.
Im Spiel kann man sich stets auf die Zahlen und auf die Regeln verlassen, ganz einfach, so kompliziert Spiele manchmal auftreten mögen.

Wenn die richtige Zahl hoch geht, ist man auf dem richtigen Weg.

Hardware – ein Intermezzo

Aber das ist auch nicht die einzige Stelle, an der Zahlen hoch gehen können. Denn der Computer selbst hat ja auch so einige davon, mit allen seinen notwendigen Bestandteilen.
Und der ganze Vorgang des Auswählens, Konfigurierens und Instandhaltens von seiner Hardware und dem Zusehen, wie alles funktioniert, gibt an sich schon sehr viel Genugtuung.

Gerade neulich habe ich meine technische Basis einmal auf den neuesten Stand gebracht.
Die Zahlen gingen also…hoch!

7700X, 32GB DDR5, 4080, 2TB PCIe® 4.0 NVMe™ SSD, >100 FPS in BL3 4K auf Badass
Wer auch immer das versteht, weiß jetzt Bescheid. 😀

Rückschau: Das erste „Gaming-Upgrade“ in den alten Tagen sah so aus, direkt neben meinem aktuellen Modell:

 

Filme

Filme sind Unterhaltung, genauso wie Serien. Sie vermitteln alle Bestandteile vom Leben, erfunden oder reel, die sich an Menschen richten.

Von Menschen für Menschen gemacht.

Natürlich gibt es da auch den Aspekt an Kunst. Der entwickelt sich stetig und ist unbedingt Geschmackssache.
Aber mein Standpunkt ist dabei weniger einer von Geschmäckern, sondern viel mehr einer von dem Anspruch eines bewegten Bildes.
Was wollten die Filmemacher erreichen und haben sie es hinbekommen?

Neben dem Thema und dem Unterhaltungswert eines filmischen Werks, möchte sich meine Begeisterung sogar über ebendiese Schicht hinwegzusetzen. Und seitdem ich mich selbst analysiere, habe ich herausgefunden, dass Filme für mich noch viel angenehmer zu schauen sind als offensichtlich scheint.

Denn alle noch so komplexen menschlichen Gefühlsregungen und noch schlimmer, Beweggründe, werden sorgfältig in einer für Menschen zugänglichen Weise ausgelegt. Und noch weiter: Man kann sich sicher sein (wenn die Filmemacher das mit dem Hinbekommen hinbekommen haben), dass alle Elemente die dem Menschen wichtig zu sein scheinen irgendwo in einem Film oder einer Serie zu finden sind.
Das ergibt ein schönes Puzzle, manchmal schwerer, manchmal leichter, folgendes herauszufinden: Auf welche menschliche Emotion folgt welche Reaktion? Was möchten Menschen und wie verhalten sie sich dementsprechend daraufhin?

Zwischenzeitlich fühlte ich mich so, als hätte ich so manche Regel der Gesellschaft und menschlicher Interaktion aus Filmen gelernt, jedoch stets mit dem Faktor im Hinterkopf, wie sich auch das im „echten Leben“ abbildet.

Aber es gibt immer noch unzählige Momente, in denen ich hoffnungslos lost bin und „einfach schaue, was am ende draus wird“, weil ich den Masterplan noch einer weiteren bösen Vereinigung nicht ganz so schnell schnalle.
Das einzige, was mein Erlebnis dann noch aufrecht erhält, ist das Vertrauen in die Filmemacher, die es alles ja wohl und weise durchdacht haben. Und ein Spektakel gibt es meistens ja auch, das gehört dazu.

Aber die Sicherheit, dass alle soziale Interaktion gut durchdacht ist und am Ende Sinn ergibt, macht Filme so schlüssig, angenehm und vertrauenswürdig für mich.

Kino – noch ein Intermezzo

Nicht nur der Inhalt eines Films ist für gewöhnlich ordentlich strukturiert, denn die technische Aufmachung hat ebenfalls ihre Konventionen.
Von Seitenverhältnissen über Auflösung zu Surround-Sound, zur Sprache, zur Kalibration und dem gesamten Entstehungsvorgang.

Die Art, wie man einen Film schauen sollte ist immer nahe zum Kino-Erlebnis, welches so ziemlich alle Filmemacher hoch halten.

Und mit 7.2.4 und HDR10 und OLED, 24 Bit und 192kHz und HDMI 2.1 und 2160p habe ich nicht einzig und allein Zahlen zu bestaunen, sondern auch eine Rücksicherung: Je näher ich an dem angestrebten Erlebnis bin, desto mehr kann ich jedes audiovisuelle Detail verstehen, welches mit das Kunstwerk nebst Story vermitteln möchte.

 

Also, warum Computerspiele und Filme?

Weil sie so funktionieren wie ich: Immer (wobei das etwas dauern kann) dazu fähig, zu erschließen warum sie sich wie verhalten, was sie antreibt und bewegt und welche Dinge sie in Betracht ziehen und welche nicht.

Es ist einfach, Struktur, Ordnung und Regeln und Gründen zu folgen und sich damit anzufreunden, stimmt mein Autismus mir zu.

Malaysia, richtig gemacht

Sich an einem großartigen Ort auf der Erde auszukennen ist ein Privileg. Aber an einen solchen nach einigen Jahren zurückzukehren ist eine ganz andere Erfahrung.
Mein letzter Besuch in Südostasien war eine flüchtige Angelegenheit, aber die Zeit in Malaysia habe ich am meisten genossen; so passte es am meisten, zu genau diesem Land zurückzukommen. (obendrauf ein kurzer Stopp in Singapur, vor dem Rückflug)

Eigentlich hätte ich noch etwas länger warten können, wäre da nicht jemand der auf mich warten würde und damit mit der Hauptgrund für die Reise wäre…
Ihr könnt euch sicher noch an die Erwähnung eines neuen Freundes erinnern, am Ende des ersten Malaysia-Artikels. Dieser ältere Mann, den ich nur für eine kurze Zeit dort kennenlernte, ist mir in den letzten Jahren der Brieffreundschaft zu einem echten Freund geworden. So würde dieser Teil der Reise zu einem sehr besonderen werden.

Im Folgenden möchte ich einige der Elemente ausführen, die diese Reise so unglaublich wundervoll und beängstigend perfekt gemacht haben:

 

Die Reisebegleitung

Viele meiner Reisen habe ich alleine bestritten (fand mich aber stets in fantastischer Gesellschaft wieder), aber nicht so diese.
Wenn man eine gute Zeit haben möchte, sollte die Reisebegleitung ein Engel sein: Nie schlecht gelaunt sein, durchgehend die schönen Dinge bemerken die uns rundherum passieren, mindestens die Hälfte der Organsiation der Reise übernehmen, mich unterstützen wenn ich mal wieder ewig für Entscheidungen brauche, hin und wieder ihr eigenes Ding machen, tapfer den uns geschenkten getrockneten Fisch probieren, kein unflätiges Wort über ihre Lippen bringen und keine Energie in Beschwerden verschwenden.
Ich weiß nicht, wo solche Menschen herkommen, aber wenn man so eine findet, die genau wie man selbst am liebsten die guten Dinge in der Welt sieht: Mach mit ihr eine Reise, oder zwei!

 

Plan B

Ich mag Pläne. Und wenn ich die Reise für mich selbst geplant hätte, würde ich alles im Voraus gebucht haben.
Glücklicherweise haben wir uns dazu entschieden, möglichst viel unterwegs zu buchen, sodass wir nur ein paar wenige Dinge hatten die wir unbedingt sehen wollten. Das ist der „Plan A“: Die Dinge an die man sein Herz hängt.
Ein kritischer Blick darauf, wie das die Reisepläne beeinflusst, hat unsere Liste recht prägnant gemacht. Außerdem war das Land, das wir bereisten, schon Versicherung genug für die Erlebnisse die wir erwarteten.
Was aber viel wichtiger für das Gefühl kindlicher Geborgenheit war (eins der teuersten Güter im Erwachsenenleben), war „Plan B“.
Plan B entwickelt sich stetig weiter, passt sich Plan A an und stellt sicher, dass alles gut geht wenn doch etwas außerhalb deiner Macht passieren sollte. Dazu gehören die zweitrangigen Dinge wie Transport, Unterkunft und die notwendige Liste der Prioritäten.
Ich habe bemerkt, dass es weit nützlicher ist, sich mit dem Plan B zu befassen, denn Plan B kennt alle Schwachstellen von Plan A, stellt sicher dass derselbe nicht auseinanderfällt und lässt viel mehr Freiraum zum Anpassen von Plan A unterwegs übrig.

Am Ende haben wir alle tollen Sachen gegessen, alle tollen Orte gesehen, meinen lieben alten Freund in Penang besucht, den Strand gesehen, sind mehr verrückten Tieren begegnet als wir uns je erträumt hatten, haben coole Souvenirs gefunden und bekamen am Ende doch Zuckerrohrsaft!
Plan B hat uns geholfen, uns keine Sorgen zu machen und sicherzustellen, alle diese Punkte zu erreichen.
Das hat viel Offenheit gebracht und Momente der Freiheit, in denen wir einfach im Moment leben konnten, in absoluter Sicherheit dass wir gut aufgehoben waren.

 

Auf Empfehlungen hören

Zum Glück wurde mein Plan, alles im Voraus zu buchen in den flexiblen Ansatz gewandelt, denn das ließ uns auf die Empfehlungen vor Ort hören.
Und sie befolgen, ganz einfach: Wenn zwei unterschiedliche Parteien dir empfehlen, nicht in die Cameron Highlands zu fahren, sollte man das als Zeichen sehen und stattdessen auf die Insel Pangkor reisen. Wenn man aufgrund der Regenzeit nicht ermutigt wird, die Ostküste Westmalaysias zu besuchen, braucht man da guten Gewissens nicht hinfahren. Wenn dir jemand das eine Restaurant empfiehlt, sollte man da besser hingehen. Wenn eine andere Reisende Notizen über eine Fähre auf Papierresten hinterlässt, sollte man hingehen und diese Fähre nehmen! Wenn jemand dir von einem Tempel erzählt, der in allen Farben beleuchtet ist, sollte man da ganz sicher hingehen. Wenn man ein Airbnb bucht und dazu noch einen persönlichen Tourguide mit bekommt, ist man gut beraten auf seine Hinweise zu hören und sich unersetzliche Erinnerungen abzuholen.

 

Level 2

Es gibt 3 verschiedene Arten von Aktivitäten in einem Land, ebenso gültig für Speisen:

  1. Dinge, die für Touristen gemacht sind
  2. Dinge, die für Einheimische gemacht sind
  3. Dinge, die nur Einheimische kennen

Eine Level-1-Reise wäre ein abgeschlossene Anlage, mit Transport vom und zum Flughafen und Essen vom täglichen Büffet.
Eine Level-2-Reise fürchtet sich vor allen Aktivitäten aus Level 1 und sucht nach den authentischen Erlebnissen auf den Straßen.
Eine Level-3-Reise ist ohne den Rat von Einheimischen oder deren aktive Führung unmöglich.

Wir waren uns, glücklicherweise, einig und verfolgten Level 2, wo es uns nur möglich war. Die meiste Zeit fanden wir uns außerhalb der Sicht jeglicher anderer Europäer und saßen, gingen und aßen inmitten der Locals als wäre es das Normalste auf der Welt.
Und wir hatten großes Glück, einige Einheimische kennenzulernen und sogar Freundschaften zu schließen, sodass wir auch hier und dort das Level 3 erleben konnten.
Wer könnte nämlich schon behaupten, er habe etwas in Malaysia bestellt, das nicht auf der Speisekarte stand?

 

Keine Angst vorm Regen

Es ist alles nass. Die Luft, die Toiletten, der Schweiß, der Regen. Es wäre die größte Herausforderung, davor fliehen zu wollen.
Und der gaben wir uns auch nicht hin. Denn dadurch hätten wir so manche Begegnung, Wetterstimmungen, sonderliche Orte und Zeit draußen verpasst. Packt also euren Regenschirm und die wasserdichte Jacke ein, ihr du das nächste Mal rausgeht und erlebt mehr!

 

Der Lohn

Wenn eure Reise dann in etwa so aussieht, habt ihr alles richtig gemacht: