Magst du das Spiel des Lebens?

In diesem Artikel möchte ich darauf eingehen, warum ich auf einmal in kürzeren Abständen zu posten scheine.

Prokrastination kennen wir alle sehr gut.
Und wenn etwas nicht zu dolle schmerzt und keiner weint, wenn es nicht passiert, neigen wir dazu, es „für später“ zu lassen.
So habe ich es auch mit meinem Blog gehalten. Ich hatte nichts so direkt auf der Zunge liegen und wurde noch weniger nach weiteren Berichten gefragt.

Zugegeben, in der letzten Zeit haben einige Bereiche des Lebens das Schicksal „Naja.“ erlitten.
Wir sind immerzu mit Digitalem umgeben, man kriegt eine Woche nach der anderen mit verschiedenartiger Kommunikation, Unterhaltung und den selten gewordenen echtes-Leben-echte-Menschen-Interaktionen rum.

Um ehrlich zu sein, war es auch schon vor dem Zeitpunkt, wo uns viele Entscheidungen der Gestaltung des eigenen Lebens abgenommen wurden, eine gewisse Herausforderung, mein Leben mit konstruktiven und gesünderen Elementen zu schmücken.

Also habe ich mich vor etlichen Wochen an ein paar Binge-Abenden auch hingesetzt und ein paar Listen geschrieben. Listen mit eigenen Gewohnheiten, ob positiv oder negativ, mit Dingen, die ich täglich tun möchte, mit Belohnungen für gute Leistung.

So weit, so gut gemeinte Gedanken und ein recht rundes Konzept an und für sich.

Aber ich habe diese Listen nicht einfach um der Listen Willen gemacht. Auf dem Papier wären die auch nur schwerlich umsetzbar gewesen. Ich habe sie in ein Programm namens Habitica eingepflegt.

Ich habe mich gefragt, ob es einen Unterschied machen würde, wenn ich mein Handy für noch eine weitere Sache benutzen würde, nebst dem impulsiven Checken nach vermeintlich „neuen“ Dingen.
Und es hat tatsächlich einen Unterschied gemacht!

Nun gibt es eine weitere App und eine weitere Webseite (die Desktop-Version ist sogar noch effektiver) die ich aufsuche, immer wieder prüfe und mich dort beschäftige.
Was sie aber unterscheidet: Diese App, dieses Spiel hat echten Einfluss auf mein echtes Leben. Jede Minute die ich darin verbringe bedeutet, dass ich einen Effekt im echten Leben erwirkt habe oder gerade einen solchen plane. Viele andere Spiele, ist mir aufgefallen, geben nur ein Erlebnis zurück während man es spielt, im Tausch gegen die investierte Zeit.

Ich bin zuweilen auch so ein Gamer, so ist es nicht.
Nur dass ich Spiele bevorzuge, die mir eine Geschichte oder Elemente geben, die mein Leben auch bereichern, wenn ich es gerade NICHT spiele.
Nun, wie geht so ein Spiel, dessen Inhalt das echte Leben ist und das fähig ist, Olivers Leben in manchen Bereichen umzukrempeln?

Im Grunde ist es ein sogenanntes Rollenspiel. In solchen ist man ein virtueller Charakter in einem angelegten Szenario und bestimmt als Spieler sein Schicksal.

In Habitica startet man als einfacher Charakter und sobald man die Startaufgaben erledigt hat, kann man die eigenen Aufgaben eintippseln und die Reise beginnt.

Ich empfehle, die Listen im Vorfeld aufzustellen, am besten auch mehrmals drüber schlafen.
Diese Aufgaben sind in mehrere Arten unterteilt: Gewohnheiten (positiv, negativ, beides), Tägliche Aufgaben (die können dem Charakter wehtun, wenn sie unterlassen werden) und ToDos (einmalig zu erledigende Dinge).

Für das Antippen einer positiven Gewohnheit oder Abhaken einer täglichen Aufgabe oder eines ToDos bekommst du Gold, Erfahrungspunkte und immer wieder findest du aufregende Dinge wie Eier, Schlüpfelixiere und andere Dinge.
Du kannst deinen Aufgaben einen von 4 Schwierigkeitsgraden zuweisen und so die Verdienste entsprechend einordnen und dich motivieren, die eine brennende Aufgabe abzuschließen, in der Gewissheit auf fette Beute an Gold und Erfahrung.

Erfahrung lässt deinen Charakter wachsen und in höhere Level aufsteigen, die dir mehr Features bringen, eine Klasse wählen lassen und dir besondere Fähigkeiten und weitere Annehmlichkeiten bieten.
Gold kann für Ausrüstung, Quests, viele weitere Dinge und am allerwichtigsten für die selbstgesteckten Belohnungen ausgegeben werden.
 
Es wäre wohl zu viel, alle Spielmechaniken hier zu erklären, deswegen werde ich mich auf die Auswirkungen am eigenen Leben konzentrieren.
 
Die erste Voraussetzung ist das Pflichtgefühl.
Wenn ich mich selber nicht auf ein Leben nach selbst gesetzten Richtlinien einlassen möchte, wird mir auch kein solches Spiel dabei dienlich sein.
 
Denke immer daran, dass du dir deine eigenen Aufgaben setzt, sei es „Rechtzeitig aufstehen“, „Zähneputzen“ oder „Zeit mit der Familie verbringen“. Kleine Aufgaben, wenn sie nur dein Leben bereichern, sind genau so angebracht wie die großen, zum Beispiel „Fenster putzen“ (alle zwei Monate, höhere Schwierigkeit für dicke Erträge) oder „Hart trainieren“ (5 Tage die Woche, hoher Schwierigkeitsgrad für hohe Motivation dahinter).
 
Alles, was deinem Leben zugute kommt und dich Dinge tun lässt, die sicherlich „gut getan gewesen“ wären, ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Würdest du lieber deine Haarbürste gar nicht säubern, oder es regelmäßig tun dabei noch einen Haken in einer App setzen, Punkte verdienen im Hinblick auf die nächste süße Belohnung, den nächste Ausrüstungsgegenstand oder das Erreichen des nächsten Levels?
 
Ich persönlich war äußerst erstaunt, wie ich einfach bestimmte schlechte Angewohnheiten aufgeben konnte, nur aufgrund der Konsequenz, auf einen Knopf zu drücken und damit meinem Charakter zu schaden (und zugleich auch zuzugeben, einer schlechten Sache verfallen zu sein).
Das war alles was ich brauchte, um ein paar Dinge abzulegen, die mir schon zum Ärgernis wurden.
 
Ich habe angefangen, mein Handy bei gemeinsamen Mahlzeiten beiseite zu lassen, blicke nicht mehr darauf während ich einen Film schaue, mache jeden Morgen mein Bett, lese mehr als seit Langem, trainiere, esse jeden Tag etwas Frisches, verfolge einige gute Gewohnheiten und plane, regelmäßig einen Blogartikel rauszuhauen. Sobald ich diesen hier veröffentlicht habe, seid euch sicher: Ich sammle eine ordentliche Belohnung ein! :wink:
 
Nun kann ich mich dann an den verschiedenen Belohnungen erfreuen und habe Gewissheit, dass ich auf etwas zugearbeitet habe und und einen weiteren Tag mit guten und konstruktiven Dingen verlebt habe.
 
Für noch mehr Spaß und Commitment kannst du dich auch mit Freunden oder Kollegen zu einer sogenannten Party zusammentun und Bosse bekämpfen, Gegenstände zusammen finden und euch gegenseitig zu den Zielen anspornen, die sich jeder gesetzt hat.
Gar nicht die ganzen Haustiere zu erwähnen, die man schlüpfen lassen, füttern und zum Schönaussehen sogar reiten kann.
 
Ich spiele also ein weiteres Spiel. Jeden Tag.
Dieses Spiel hilft mir, gute Gewohnheiten zu verfolgen, meinen Lebensstil zum Guten zu verändern und mich zu entscheiden, Dinge anzugehen die normalerweise „für später“ bleiben würden.
 
Letztendlich habe ich Spaß und das Gefühl, auch an den lahmsten und dunkelsten Tagen etwas getan zu haben.
Ich möchte jeden ermutigen, das auch zu erleben. Ob du dich nun für Habitica entscheidest oder für einen anderen Weg, liegt ganz bei dir und deinen Vorlieben.
 
Und jedes noch so kleine geschaffte Ding ist eine Sache, die geschafft ist. Warum also nicht heute schon anfangen?