Toktok-Toktok – Teil 1

Ich habe hier in Neuseeland viel erlebt, viele Orte gesehen und euch auch schon so ziemlich alles gezeigt in Bildern und Berichten.

Aber einen Ort habe ich stets ausgelassen. Einen Ort, von dem ich von Anfang an wusste dass er besonders ist. Von dem ich nach jedem Besuch wusste, dass ich mit ihm noch nicht fertig bin. An dem ich nun sitze und die große Aufgabe antrete, ihm mit diesem Blogartikel gerecht zu werden.

Napier.

Hier kam ich zuerst an, nachdem ich einen Monat in Wellington verbracht hatte und Rotorua besuchte. Hier kehrte ich oft zurück, als ich in Hastings wohnte und auf der Plantage arbeitete. Hierhin fuhr ich in den letzten Tagen bevor ich auf die Südinsel ging, nachdem ich die Familie verließ. Hier kehrte ich zurück mit meinen Eltern und nun auch mit Elvis.
Hier habe ich Freunde.

Aber das ist eine lange Geschichte.
Und ihr sollt sie hören:

Wer meinen Blog besonders am Anfang meiner Zeit hier aufmerksam gelesen hat, wird von der tragischen Mär um meine Reisetasche wissen. Dieselbe wurde entgegen Versprechen des Verkäufers nicht nach Neuseeland geschickt, sodass ich mit einer Ersatztasche reisen muss. So weit, so bitter.
Meine eigentliche Reisetasche hätte Rucksacktrageriemen gehabt und ich bin mir sicher dass ich sie die Hügel Wellingtons auf und ab eher auf dem Rücken getragen hätte als ich mich verlief.
Ja, meine erste Amtshandlung damals war, mich erstmal in Wellington zu verlaufen.

Aber mir wurde ja geholfen. Von Klaus und Jennifer. Die beiden Lieben ließen sich nämlich sehr einfach ansprechen und boten mir sogar an, mich zum Hostel zu fahren, worauf ich einging. Schließlich war ich am anderen Ende Wellingtons und nicht im Zentrum wie geplant.

Der Rest ist Geschichte. Wir sahen uns einige Male in meiner Zeit in Neuseeland wieder und momentan sitze ich hier bei ihnen im Haus am Tisch und schlürfe, wie auch anders, Tee.

Aber erst spät durfte ich Klaus‘ und Jennifers Seite der Geschichte hören. Die ist nämlich etwas anders als ich den Eindruck hatte.
Sie blieben nicht etwas zufällig vor dem Schaufenster stehen, wo ich sie dann ansprach, sondern warteten bewusst auf die Person die hinter ihnen ging.

Denn mein Trolley machte dieses monotone ‚toktok-toktok‘-Geräusch, wie ich ihn so über das Pflaster zog. Und eben dieses Geräusch veranlasste die beiden dann irgendwann stehen zu bleiben und zu sehen wer ihnen da schon eine Weile in Richtung Stadtgrenze folgte.

Ohne dieses Geräusch, welches mein ‚falscher‘ Koffer machte, hätten sie sich einfach innerhalb der nächsten Minute in ihr in unmittelbarer Nähe geparktes Auto gesetzt und wären abgefahren.

Und, oh, was mir dann entgangen wäre!
Ich hätte Napier zwar als wunderschöne Stadt gesehen, aber nichts kommt doch an Freunde heran.

Kein Milford Sound oder ein Sonnenaufgang am Strand oder die mächtigen Berge; nichts kommt an ein Zusammenkommen mit Freunden heran!

Nicht nur in Napier habe ich Freunde gefunden, in vielen Ecken Neuseelands kenne ich nun liebe Häuser und dafür bin ich tief dankbar.

Diesen Beitrag werde ich ohne Bilder belassen und ihn so mit einem Cliffhanger abschließen.

Denn in über einem Jahr haben sich bei jedem Besuch in Napier mehr und mehr Bilder gesammelt, von denen es jetzt die besten auszusuchen gilt, um euch diese besondere Stadt zu zeigen.

Denn um dieser Stadt gerecht zu werden, braucht es Bilder. Und davon habe ich viele. 😉

FORTSETZUNG FOLGT!

Die volle Packung Neuseeland

Selten weiß ich den genauen Titel eines Fotobeitrages schon genau, bevor ich erst ein wenig am Text desselben herumformuliert habe.
Aber hier ist es klar. Auf unserem Wege die Nordinsel herauf kamen wir an einigen sehr klassischen Bilder des Landes vorbei.

 

 

Ein Wegweiser mit typischen Namen…

Endlich konnte auch ich meinen Reisepass mit dem Stempel der Republik im Herzen des Forgotten World Highway schmücken lassen!

Diese Stabheuschrecke stand auf einem Campingplatz geduldig Modell.

 

 

Die nicht zahlenden Campinggäste.

Tane Mahuta, der größte Kauribaum der Welt! Über 50 Meter hoch, beherbergt er ganze Bäume in seiner Krone!

Lebensziele für Deutschland: Eine Mikrowelle als Postkasten! 😀

In Neuseeland ist dein Haus nicht an den Platz wo es steht gebunden…

Ein besonderes Highlight war der Besuch eines alten Freundes, der mich vor über einem Jahr per Anhalter mitgenommen hatte. Wir wurden bewirtet, sahen eine ikonische Ecke Aucklands und vor allem redeten wir so wie damals als wir uns kennenlernten. Menschen (wieder) treffen ist besser als jede Sehenswürdigkeit!

 

 

Lion Rock am Piha Beach.

 

 

Das darf man eigentlich gar nicht sagen, geschweige denn tun, aber wir schlafen hier und dort auch mangels kostenlosem Campingplatz in Reichweite am Straßenrand.
Und an einem Morgen war da halt so ein Sonnenaufgang und Gras und Tau daneben… 🙂

 

 

 

 

Es gibt in Neuseeland ja die allerverschiedensten Zäune, einen mit BHs, einen mit Zahnbürsten, einen mit Radkappen, einen mit FlipFlops, und so weiter… 🙂
Aber von alledem konnte ich nichts entbehren, so blieb nur die Möglichkeit der Schuhe. Die waren nämlich schon verschlissen und geflickt und ich wollte sie nicht weiter mitnehmen, zumal ich jetzt neue habe!
So hielten wir am State Highway 3 an und ich führte den Traditionsakt aus…

 

 

Ein Teil von mir in Neuseeland, wie ist das? 😉

 

 

Nun ist es auch bald soweit und das große Event rückt näher. Ich nehme nämlich an einem Filmmarathon in Wellington teil, der beide Mittelerde-Trilogien zeigt. Das heißt, ich sehe Neuseeland in Neuseeland auf ganz besondere Weise.
Aber dazu später, wir müssen jetzt nämlich schon los dorthin…

Südinsel, die letzte

Weit habe ich es gebracht.
Ich sitze in der Premium Plus Lounge auf der neuesten Interislander-Fähre, esse das komplementäre Frühstück, ziehe kostenlos Kaffee aus einem Jura-Vollautomaten, lade sämtliche meiner elektronischen Geräte an meinen hochgeschätzten Mehrfachsteckern, um mich herum nur ältere, ruhige Leute und ich bin zufrieden mit mir und der Welt.

Wie könnte die 8. und letzte Überfahrt zwischen den beiden Inseln besser aussehen? Vielleicht wenn ich den Luxus hier mit Elvis teilen könnte, aber es gab nur einen Gutschein zu meiner Nautical-Miles-Karte. Diese besitze ich auch nur aus dem Grunde, einen oder zwei Dollar zu sparen auf der Fähre…
Nun, auch beste Freunde brauchen hier und dort etwas Auszeit voneinander. 🙂

Ich bin mir sicher, kein anderer Backpacker nimmt die Fähre verrückte acht mal von Insel zu Insel. Aber so musste dass sein. Einmal für ein geradezu magisches Wochenende mit den besten Au Pairs der Welt, einmal alleine mit Ungewissheit um meine Zukunft, einmal mit meinen Eltern und einmal mit Elvis. So fuhr ich auf die Südinsel. Meine Leser werden das wissen. 😉 Und immer kehrte ich voll und zufrieden zurück. Und immer wieder freue ich mich meine liebe Stadt Wellington wieder zu sehen. Dort fing einmal alles an und dort wird einmal alles enden…

Die letzten Tage auf der Südinsel waren wie zu erwarten mit vielen Gedanken zum ‚letzten Mal‘ erfüllt. Und wie wir die letzten Male genutzt haben!

 

 

Ein letzter und einmaliger Abschied von Ric, meinem Mitbewohner/ Vermieter für 2 Wochen in Dunedin. Ein komischer Kauz, aber nicht weniger nett dafür. 😀 

Jahrgang ’94

Wir machten uns nach dem Abschiedsbesuch in Dunedin auf den Weg gen Norden nach Queenstown. Dort erwartete uns Abenteuer über Abenteuer!

 

 

Die ‚Remarkables‘, eine spektakuläre Bergkette!

Teil der Abenteuer waren die Speisen! In Queenstown ist bekanntlich die Ferg-Kette vertreten und erfreut sich legendären Ruhms. Wir aßen zum letzten Mal einen unschlagbaren Burger, ein unvergleichliches Eis und einen unnachahmlichen Pie dort!

 

 

Allein die Speisekarte des Fergburger ist ein Kunstwerk für sich! 🙂

 

 

 

Queenstown bietet jede erdenkliche Art von Sport und Erlebnis. Aufs Wasser zog es uns jedoch nicht…

Vielmehr zog es uns in die zerklüfteten Canyons in der umliegenden Gegend…
Dort ist mit 134m der höchste Bungee Neuseelands beheimatet.

 

 

Tief und gewaltig tut sich der Abgrund auf.

 

 

Nicht vor Angst, sondern vor lauter Vorfreude schlug mein Herz hoch. Die eigene Entscheidung zu springen, die mir beim Fallschirmsprung gefehlt hatte, sollte nun in meiner Hand liegen.
 
Ohne jeden Gedanken der Umkehr springe ich. Für ein paar wenige Sekunden frei, nur das Gefühl des Fallens im Kopf und das lauter werdende Rauschen des Windes in meinem Ohr rase ich dem Grund entgegen. Das Gummiseil fängt mich und lässt mich ein paar mal vor- und zurückfedern.
Wahnsinn! Und nichts außer des doch ziemlich hohen Preises und der festen Weiterfahrtspläne würden mich von einem weiteren Sprung abhalten!

 

 

So arbeiteten wir uns immer weiter hoch gen Norden der Südinsel. Immer näher zu der Gegend, die ich als erstes von dieser wundergefüllten Insel sah…

 

 

Die Felsen am Ufer des Pelorus River.

 

 

Der Fjord, an dem wir damals mit lieben Freunden ein Wochenende verbrachten.

So schließt sich das Kapitel. Die letzte Strecke, die ich von der Südinsel hinfort nehme, ist dieselbe die wir damals auf sie hinauf nahmen…

Und ich sitze und denke über die Zeit nach. Die Zeit die noch kommt und die Zeit die hinter uns allen liegt. Und welchen Einfluss sie auf uns hatte.
Und wir alle können glücklich sein über diese großartige Möglichkeit. Und die Zeiten die kommen seien nicht weniger großartig als die, auf die wir zufrieden zurückblicken!

 

 

Ein Teil meines lukullischen Frühstücks in der Premium-Plus-Lounge. Wie gesagt, als stinkender Backpacker lässt man es sich auch mal gut gehen. 🙂

Zeit zu gehen

Eigentlich wollte ich wieder Bilder der Reise heraussuchen und anhand dieser die letzten Tage zusammenfassen. Aber ihr habt die Gegenden, die wir durchfuhren schon auf Bildern gesehen.
Und dann würde ich wieder zu wenig schreiben, über die Vorgänge dieser letzten Tage. Und wenn uns auch nur begrenzt Zeit bleibt um sich mit unseren Computern zu beschäftigen, sollt ihr dennoch informiert bleiben…

Wo bin ich gerade?
Ich sitze auf dem Sofa in Dunedin, auf dem ich so ziemlich 3 Monate lang saß als ich noch hier wohnte. Alles ist beim alten, nur dass ich jetzt zum letzten Mal in meiner Zeit in Neuseeland hier sitze. Elvis ist auch da, was etwa genauso verrückt ist wie als meine Eltern eben hier an diesem Ort waren.

Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Von meinen Arbeitskollegen hier an meiner letzten größeren Station in Dunedin habe ich das schon gemacht. Jetzt ist meine letzte WG dran.
Bis vor kurzem hieß es an jeder Stelle, dass ich noch mal hier vorbeikommen würde. Aber nun ist es ernst, es gibt kein Zurück.
Auch von dem besten Latte Neuseelands musste ich Abschied nehmen.

Das war der dritte und letzte Latte im Cafe Oyster Cove in Bluff.

 

 

Wir zelten mit Elvis. Und eins kann ich sagen: Man ist nicht mehr der selbe, wenn man Baked Beans auf einem Gaskocher in der Wildnis gegessen hat und dann in sein Zelt kriecht zur Nacht.
Wenigstens muss man Campingplätze zur Zeit nicht vorbuchen. Das bringt viel Freiheit, zumindest so viel wie der Zeitplan hergibt.
Zwar sind wir noch nicht lange Zeit als ‚Camper‘ unterwegs, aber jede Nacht ist ein neues Abenteuer!

 

 

 

 

Es ist nicht unbegrenzt Zeit übrig und viele Abschiede sollen in der nächsten Zeit erfolgen. So muss man sich gut entscheiden, wem man seine Aufwartung macht. In Dunedin ist das auf jeden Fall der Mexican Iced Coffee im Cafe Kiki Beware. Viele solcher ‚letzten Runden‘ sollen folgen!

 

 

Eisgekühlte Milch + Vanille-Anis-Sirup + Espresso + Zimtstange als Strohhalm = Mexican Iced Coffee

 

 

Erinnert ihr euch wie ich damals, bevor ich aus Deutschland abreiste, von den Abschieden berichtet habe? Damals habe ich nicht gewusst, wie viele Abschiede mir noch bevorstanden. Eine Reise ist ein einziger Abschied. Von Leuten und Orten, die man herzlich liebgewinnt. Von Umständen und Umfeldern, an die man sich allzu leicht gewöhnt.

Heute blicke ich auf solche Abschiede genauso wie auf die Abschiede damals: Mit einem fröhlichen Blick in die Zukunft. Nur dass man hier nicht weiß, wann und ob man diese Menschen und Orte überhaupt wiedersehen wird.

Aber dennoch bin ich genauso zuversichtlich wie früher dabei. Denn ich weiß, dass diese Bekanntschaften und Erfahrungen eben solche sind und für immer bleiben. Erinnerungen, Zeiten aus denen man unermesslich lernt.
Und man muss immer vorausblicken. Auf das was kommt und auf das was man mitgenommen hat aus der vergangenen Zeit. Und ist nicht beiderlei wunderbar und wertvoll??

 

 

Rückblick und Ausblick

Heute habe ich es einfach mal gemacht. Ich habe mir meinen eigenen Blog von Anfang bis Ende durchgeblättert.

Sehr interessant, zu lesen wie man sich entwickelt hat und wie man zu jedem Zeitpunkt keine Ahnung hatte was als nächstes passieren würde… Aber wurde es nicht einfach nur besser und besser?? 🙂

Es ist viel passiert. Meine Angst, jetzt dazustehen und dass es sich anfühlt wie 2 kurze Monate, ist unbegründet. Eine lange und mit vielen unglaublichen Erlebnissen erfüllte Zeit liegt hinter mir.
In meinen älteren Beiträgen habe ich oft meine Eltern erwähnt, ohne zu wissen dass ich mit ihnen einmal alle Eindrücke und Erfahrungen hautnah teilen würde.

Und wie war die gemeinsame Zeit ein Erfolg! Die zentralen Personen meines Lebens durften einen weitreichenden Einblick in mein Leben fernab haben.
Die schönsten Momente waren die, wenn meine Freunde hier (seien es Flatmates, Arbeitskollegen oder einfach nicht wegzudenkende Bekanntschaften) nach mir auch meine Eltern kennenlernen konnten.

Und wie ich diesen Beitrag schreibe, ist mir klar dass ich nichts von dem weiß, was die nächsten 2 Monate passieren wird. Ich stehe davor, genauso wie ich damals nicht wusste wie Wellington von nahem aussieht.
Morgen werde ich Elvis, meinen besten Kumpel, vom Flughafen abholen und mit ihm dann Neuseeland und danach Australien erleben. Ich werde einen kleinen Einblick in Südostasien bekommen und bald danach meinen Neffen im Arm halten können mit allen Lieben zu Hause auch.

Eines Tages werde ich dann da sitzen. In meinem Bürostuhl, den ich dann mehr als 17 Monate nicht gesehen habe. Ich werde mich einloggen und einen neuen Post beginnen. Ich werde dazu Musik auf meinen schwer vermissten Lautsprechern hören, die mich auf meiner Reise begleitet hat und ich werde schreiben, wie es mir geht. Ich werde das immer wieder tun und bin mir sicher, viel aufzuarbeiten zu haben. Denn nach dieser Reise kann ich wirklich ein paar Tipps geben für alle, die diese tolle Reise noch vor sich haben.

Aber das liegt in der Zukunft. Jetzt heißt es, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. 36 Tage sind geblieben in Neuseeland. Von 16 Monaten. Dann 3 Wochen Australien gefolgt von 10 Tagen von Singapur nach Bangkok.

Jetzt bricht die 7. und letzte Zeit in Neuseeland an. Einmal noch alles Bekannte und Unbekannte sehen und danach immer weiter.