Er atmet, puckert, schluckt und spuckt während ich ihn erbarmungslos überkopf halte und warte bis der letzte Tropfen der pechschwarzen, dickflüssigen Masse aus ihm herausgeflossen ist. Mich umgeben die Berge an deren Spitzen Schnee zu sehen ist und die Sonne scheint vom blauen Himmel auf das Industriegebiet nahe von Queenstown.
Ich schüttle ihn, schlage ihn mit seiner Schulter auf die Kante des Fasses und verschließe ihm danach die besudelte Öffnung.

Der Ölkanister segelt schnurgerade in den Sammelbehälter und ich hieve den nächsten hoch an die Kante der Tonne mit Altöl.

Kurz danach gibt es Nachschub. Ich stehe wieder drin am Laufband und wühle mit meinen glücklicher- oder besser nötigerweise behandschuhten Händen im Müll. Ich fische bestimmte Plastiksorten und Müll der nicht zum Recycling gehört aus der schmutzigen Lawine.
Die Vorstellung, der neuseeländischen Mülltrennung an ihrer Endstation die vorher kennengelernte Ordnung abzuerkennen verpufft schnell. Anscheinend wäscht nicht jeder jeden Behälter aus und lässt die Luft raus. Nein, hier sind alle Arten Recycling auf einem Haufen vertreten. Eingebettet in allerlei Restmüll. Gerüche, Farben, Formen und Tasteindrücke bilden ein Feuerwerk für die Sinne!
Schuhe, ein Glätteisen, ein Telefon, Mülltüten, eine Dockingstation, eine ganze Mikrowelle, verbogene Bratpfannen und vieles mehr darf den Zähnen der nachfolgenden Maschinerie nicht zum Schaden werden. Abwechslung ist hier kein Fremdwort. 🙂

Im Müll wühlen ist ein ebenso fragliches Vergnügen wie in fremde Fenster zu gucken. Dennoch gibt es einen nicht zu unterschätzenden Einblick in die Gesellschaft. Was wird konsumiert, wie wird es entsorgt, was wird entsorgt, welche Literatur findet sich im Abfall wieder?
Zugegeben, an einem Tag im Recyclingwerk kann man nicht alle Fragen beantworten. Aber immerhin habe ich die Endstation der Konsumgesellschaft einmal sehen können. Meine Hilfe war dort nur für einen einzigen Tag von Nöten, so dass ich kurzerhand bei der Agentur vorbeischaute und stracks mit einem neuen Job versorgt wurde.

Morgen schon werde ich am Flughafen meinen nächsten Einblick in unbekannte Bereiche haben.
Zwei Tage Spätschicht, um beim Verrücken von Röntgenapparaten zu helfen. Die Agentur versucht zwischendurch, mir etwas technischere Arbeit zu verschaffen. In Queenstown ist die Industrie nämlich nicht so sehr stark vertreten. Aber auf der Suche nach einem Job der meinen Kopf etwas mehr auslastet würde ich auch den Ort wechseln. 🙂