Garderobe
Kleidung ist ein bestimmender Aspekt des menschlichen Phänomens. Und ich trage sie ja auch!
Ich schweife mal ein wenig aus:
Obwohl ich nicht gerade für einen schicken Kleidungsstil bekannt bin, erinnere ich mich an eine Zeit, in der ich doch tatsächlich Begeisterung für Klamotten empfand. Das muss so ungefähr in der Pubertät gewesen sein, wo Neugierde auf die sich erweiternde Welt, das Erfühlen des eigenen Potenzials und wilde Hormone die meisten Strömungen des Lebens vereinnahmen.
Trotzdem hatte ich immer meine guten alten Klamotten, mit deren Gefühl ich vertraut war.
Als Kind, so die Überlieferung, wollte ich nichts von einer neuen Mütze wissen und ich sah keinen Sinn darin, Schuhe anzuprobieren, die mir schon von außen nicht gefielen.
Es hat viele Jahre gedauert, bis ich von der Angewohnheit, meine aktuelle Brille oder Alltagsschuhe bis zum Zerfall zu tragen, hin zu einem Zwei-Paar-System und zwei Brillen gleichzeitig zur Auswahl gewechselt bin.
Ich kann sogar von dem neu gewonnenen Vorteil berichten, eine nicht lebensbestimmende Entscheidung zu diesen äußeren Aspekten treffen zu können, was mir jeden Tag einen kleinen Schub Selbstwirksamkeit beschert.
Wäre mir die Existenz von Modebewusstsein oder Geschmack nicht bewusst, würde ich wahrscheinlich auf Cargo-Hosen und Kapuzenpullis mit Taschen setzen. Sind Taschen nicht so unendlich praktisch, um alllle nützlichen Werkzeuge und Kleinode zu transportieren, die man in der großen weiten Welt so braucht? Und von Jacken gar nicht erst zu sprechen, den „Handtaschen des Mannes“! 😀
Je (be)greifbarer die Funktionen eines Kleidungsstücks sind, desto besser fühlt es sich an, es (an) zu haben.
Modularität ist auch etwas Herrliches! Je leichter sich alles im Schrank kombinieren lässt, desto weniger Gedanken muss man sich beim Anziehen machen.
Andererseits können manche Leute sich vielleicht gar nicht die Möglichkeit vorstellen, Shorts mit einem Pulli oder sogar Skisocken zu kombinieren – die coolsten Socken überhaupt, so vielseitig!
Farben sind schon eher Luxus, eine persönlichere Note, denn mein liebes Rot passt zu wenig anderen Farben. Ein weiteres Detail ist alles, was auf meinen Klamotten geschrieben oder abgebildet ist. Es gibt eine Marke, die groß meinen eigenen Namen trägt – ein No-Brainer bei der Kleiderwahl – aber ich entwerfe auch gern eigene Designs, die auf Klamotten gedruckt ihnen neben der Funktion immer auch Bedeutung geben.
Sich zu entscheiden, was man anzieht, ist schon schwer genug, aber mit einer widerspenstigen Taille sitzen manche Sachen oft enger als gewollt.
Aber neben der Tatsache, dass ich mein Outfit bekanntermaßen schlecht auf Wetter und Temperatur abstimme (Pullis sind einfach zu bequem), erkenne ich auch nicht die logische Option, engere Shirts gegen weitere auszutauschen, weil meine Garderobe größtenteils vorgeplant und nicht von Spontanität geprägt ist.
Das führt öfter zu Unannehmlichkeiten, als ich zugeben möchte.
Und warum werfe ich diese 10 Jahre alte Jacke nicht weg, die ich einfach noch nicht als abgetragen klassifizieren will?
Weil sie den wunderbarsten Klett hat, den ich zum Beispiel beim Einkaufen immer zum Stimming benutze.
Für Sensorik sind Klamotten immer relevant; da sollten sie uns doch wenigstens zu guten Gefühlen dienen, oder?